„Wie erstelle ich ein Exposé?“ Viele Autor*innen fühlen sich verunsichert, wenn sie vor der Aufgabe stehen, ein Exposé für ihr Werk zu verfassen. Eine Reihe von Fragen kommen auf: „Was gehört denn nun eigentlich genau in ein Exposé? Gibt es eine spezielle Gliederung? Wie umfangreich soll es sein? An wen richte ich mein Exposé?“ Die freie Lektorin Diana Napolitano erklärt euch in diesem Blogbeitrag genau, wie ihr ein Exposé verfassen und was ihr dabei alles beachten müsst.
„Was ist ein Exposé?“
Ein Exposé ist eine „vorausschauende Inhaltsangabe eines literarischen Werks“. Es soll die Grundidee deines Romans und einen groben Handlungsaufriss vorstellen und nur einige Seiten lang sein. In einem Exposé werden die Protagonist*innen kurz vorgestellt und die thematische Grundlinie des Buches wiedergegeben. Soweit zur Definition.
„Für wen brauche ich ein Exposé?“
Dein Werk ist fertig geschrieben, und du möchtest es nun einem Verlag vorstellen oder bei einem Schreibwettbewerb einreichen (zum Beispiel beim aktuellen tolino media Newcomerpreis). Hier kommt das Exposé ins Spiel. Das gesamte Manuskript ungefragt einzusenden, ist keine gute Idee. Durch ein Exposé kann ein Verlag eine erste Einschätzung vornehmen, ob der Titel in sein Programm passt. Da Verlage Unmengen an Manuskripten zugesendet bekommen, sollte sich dein Exposé von der Masse abheben. Lege also viel Sorgfalt und Kreativität in die Erstellung. Wie das nun genau geht, will ich dir erklären:
Dein Exposé für den tolino media Newcomerpreis
Für den tolino media Newcomerpreis brauchst du kein ganz ausführliches Exposé zu erstellen. Hier genügen uns die Punkte 1 bis 4 und eine kurze Zusammenfassung deines Buches. 🙂 Reiche alles als PDF zusammen mit den erforderlichen Daten zu dir und deinem Buch über unser Einreichungsformular ein.
Schritt für Schritt zu deinem Exposé
- Zunächst brauchst du einen Arbeitstitel für dein Werk. Wähle dafür einen möglichst griffigen Titel. Er sollte nicht zu lang sein und die Hauptthematik deines Buches aufgreifen. Schreibst du einen erotischen Liebesroman, darf dies ruhig schon der Titel verheißen. Habst du einen Krimi geschrieben, muss der Titel mysteriös und spannend sein.
- Wer soll dein Buch lesen? Definiere die Zielgruppe und das Genre. An wen genau richtet sich dein Werk? Hast du zum Beispiel einen Liebesroman geschrieben, der eher jüngere Leser*innen anspricht, formuliere dies auch. Du schränkst damit nicht etwa deine zukünftige Leserschaft ein, sondern du hilft hier dem Verlag, dein Werk sofort richtig einordnen zu können. Ist dein Liebesroman gleichzeitig ein spannender Krimi, füge das hinzu. Erwähne an dieser Stelle auch, falls du eine Reihe planst, dass dein Werk zum Beispiel der erste Band einer Trilogie sein soll. Hilfreich ist es außerdem, Autor*innen aufzuführen, die Ähnliches geschrieben haben, also zum Beispiel: ein historischer Liebesroman à la Diana Gabaldon.
- Definiere Ort und Zeit des Geschehens.
Beispiel: New York, Gegenwart - Definiere deine Erzählperspektive und Erzählweise.
Beispiel: Aus Sicht einer 30-jährigen Frau, die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester ist. Ich-Perspektive. - Schreibe eine Inhaltsübersicht, also eine inhaltliche Kurzzusammenfassung. Orientiere dich dazu an den üblichen Beschreibungen auf einer Buchrückseite, idealerweise in wenigen Sätzen. Baue Spannung in diesem Kurztext auf und ende zum Beispiel mit einer Frage: „Wird sie ihre Schwester je wiedersehen?“ Eine gute Idee ist auch, mit einer Andeutung aufzuhören: „Welche Rolle spielt der mysteriöse Nachbar?“, „Wird ihre geheimnisvolle Vergangenheit sie einholen?“, „Eine mörderische Hetzjagd beginnt …“
- Erstelle eine Übersicht der Protagonist*innen. Charakterisiere diese kurz, und skizziere ihre Entwicklung im Rahmen deiner Erzählung.
Beispiel: Jane, 30 Jahre alt, ist die Hauptfigur. Sie ist auf der Suche nach ihrer verschwunden Schwester und beauftragt einen Detektiv.
Peter, 42 Jahre alt, Detektiv. Er hilft Jane und verliebt sich im Laufe der Handlung in sie. - Gestalten eine Übersicht aller Kapitel in kurzen Stichworten.
Beispiel:
Kapitel 1: Jane sitzt mit ihrer Schwester in einem Café. Als Jane von der Toilette zurückkommt, ist ihre Schwester spurlos verschwunden. All ihre Sachen, ihre Handtasche und ihr Mantel, liegen noch auf dem Tisch. Jane sieht ihre Schwester nie wieder. Was ist geschehen? …
Kapitel 2: Zehn Jahre später. Jane sitzt in einem Detektivbüro … - Im Schlussteil deines Exposés präsentierst du eine Leseprobe. Dazu bietet sich das erste Kapitel an. Achten darauf, dass dein Textauszug die Leser*innen sofort in den Bann zieht und Lust auf mehr macht.
- Am Ende des Exposés schreibst du eine Kurzvita. Lasse Überflüssiges und Uninteressantes weg. Falls du bereits andere Titel veröffentlicht haben, führe diese unbedingt mit auf.
Nimm dir Zeit für dein Exposé! Es ist der erste Eindruck, den ein Verlag von deinem literarischen Werk bekommt. Wenn es die Lektor*innen des Verlags erreicht und es thematisch in das Verlagsprogramm passt, wird man dein Manuskript anfordern – ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem Verlagsvertrag!
Ich wünschen dir für deinem Buch viel Erfolg!
Eure Diana Napolitano
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Hallo liebe Diana Napolitano,
ich habe Ihren Bericht ,,Ihr Exposé in 9 Schritten“ sehr gerne durchgelesen. Er hat mir auf jeden Fall sehr geholfen. Ich hätte da zwei Fragen: Muss man unbedingt alle Kapitel einzeln zusammenfassen? Meine Kapitel sind sehr kurz und ich habe über 100…
Und: Muss im Exposé das Ende angeführt werden oder bleibt es offen?
Schon mal im Voraus vielen Dank für Ihre Hilfe
LG
Rania
Liebe Rania,
die Zusammenfassung dient lediglich dazu, dass sich ein Verlag schnell einen Überblick über Ihr Buch verschaffen kann. Meistens bieten sich die Kapitel eben dafür an. Wenn Sie aber so viele kleine Kapitel haben, fassen Sie doch einfach inhaltlich Ihr Buch zusammen.
Das Ende sollte nicht offen bleiben, da ja das Exposé dazu dient, Ihr Buch vorzustellen – und da gehört das Ende eben mit dazu.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Buch und alles Gute!
Herzliche Grüße,
Diana Napolitano
Liebe Frau Napolitano,
ich bin über das Teilnahmeformular des Schreibwettbewerbs (mit dem Carlsen Verlag) auf Ihren Artikel gekommen. Da ich am Wettbewerb teilnehmen will und dafür erstmals ein Expose verfasse, wollte ich wegen einigen Punkten noch einmal genauer nachfragen.
1) Die Inhaltsübersicht soll also wie eine Art Klappentext gestalten werden, der eher Spannung aufbaut und nicht eine nüchterne Zusammenfassung der Handlung bietet? (Die würde sich ja dann in der Übersicht der einzelnen Kapitel finden)
2) Sollte für den Wettbewerb auch eine Leseprobe ins Exposé? Schließlich wird es ja direkt mit dem Buch geschickt.
Viele Grüße
Gianluca
Lieber Herr Lempp,
ganz genau, die Inhaltsübersicht sollte Spannung aufbauen und ähnlich wie ein Klappentext gestaltet werden.
Eine kleine Leseprobe bietet sich außerdem an, diese würde ich auf jeden Fall mit einfügen. Meistens eignet sich hier das erste Kapitel ganz gut.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Buch!
Herzliche Grüße,
Diana Napolitano
Liebe Frau Napolitano,
vielen Dank für den sehr hilfreichen Exposé-Leitfaden. Einige Fragen sind für mich noch offengeblieben:
Sollten/dürfen die Seiten durchnummeriert und mit Kopf-und Fußzeilen versehen werden (wie beim Manuskript)?
Wie viele Seiten sollte die Leseprobe umfassen? Mein erstes Kapitel ist zwei Normseiten lang.
Und: Soll die Leseprobe in nüchternen Normseiten vorliegen oder eher so gestaltet werden wie im fertigen Buch in den Kaufläden?
Vielen Dank im Voraus!
Sehr geehrte Frau Napolitano, vielen Dank fuer Ihren kleinen Leitfaden zur ExposeThematik. Nur eines ist mir noch unklar: Wenn einer der Protagonisten eines Romans der Autor ist, also in Ichform geschrieben wurde, wie fasse ich dann das Expose ab? Beispiel: Am Morgen ging ich mit meinem Hund spazieren und traf einen Zwerg. Im Expose heisst es dann: Als mein Hund und ich einen Zwerg treffen, beginnt ein Abenteuer. ODER : Als er mit seinem Hund einen Zwerg trifft, beginnt fuer beide ein Abenteuer?
Ueber eine fachkundige Antwort wuerde ich mich sehr freuen. Mit freundliche Gruessen Bernd Charge
Zwei Normseiten finde ich als Kapitel viel zu kurz, das entspricht eher einer Szene.
Hallo, Diana Napolitano,
die Beschreibung des Exposés geht nach meinem Dafürhalten an der Absicht vorbei. Es ist richtig, einem Verlag, dem die Autorin/der Autor das Manuskript vorstellt, einen Überblick zu geben. Mit Arbeitstitel, Zielgruppe, Ort und Zeit der Handlung sowie Schreibstil und Erzählperspektive. Es fehlt aber u.a. das, was den Roman für den Verlag interessant macht oder machen soll: das Alleinstellungsmerkmal, das das Manuskript aus den Tausenden der Einsendungen heraushebt. Auch sind die Lektorinnen und (wohl zahlenmäßig unterlegen) Lektoren keine Standardleser, sondern Profis, die sich mit spannungsfödernden Fragen am Schluss der Geschichte nicht ködern lassen wie der Interessent durch die Auslassungspunkte am Ende des Klappentextes. Lektorinnen und Lektoren müssen die Auflösung des Spannungsbogens und damit das Ende der Handlung erfahren. Nichts wäre schlimmer, als dabei im Unklaren gelassen zu werden und sich schlussendlich mit dem berühmten Deus ex Machina oder beim Krimi mit Kommissar Zufall konfrontiert zu sehen. Dann wäre das Manuskript für die Tonne. Außerdem fehlt der Hinweis darauf, dass es „das“ Standardexposé nicht wirklich gibt, denn Verlage verweisen auf ihrer Website häufig genug auf ihre Ansprüche, die sie an dieses kleine Werk stellen. So haben viele ihre eigenen Vorstellungen vom Format oder der Reihenfolge und stellen auch Fragen, die der Einsendende bitteschön individuell beantworten sollte. Auch könnte der Artikel stärker betonen, dass das Exposé die Visitenkarte der Autorin/des Autors darstellt. Ist das Exposé neben der Spur (etwa wegen schlechter Aufmachung oder vieler Fehler in Grammatik oder Rechtschreibung), wird die Leseprobe gar nicht erst angeschaut bzw. wird das Manuskript nicht angefordert.
Viele Grüße
Michael Kothe, Autor