Der Monat Mai beginnt nicht nur mit einem Feiertag, sondern auch mit unserem Autor des Monats Martin Barkawitz! Im Interview erzählt er uns von den Vor- und Nachteilen des Daseins als Hybridautor, der viele Genres unter vielen Pseudonymen schreibt – wir sind beeindruckt.
Sie veröffentlichen sowohl bei Verlagen als auch im Selfpublishing. Was sind für Sie die Vorteile und – falls es denn welche gibt – die Nachteile dieser Mischung?
Nachteile sehe ich für mich persönlich keine, sonst würde ich es nicht tun. Ich werde ja weder zu Verlagsveröffentlichungen noch zum Selfpublishing gezwungen 😉 . Als ich 1997 mit dem professionellen Schreiben begonnen habe, war Selfpublishing noch keine ernstzunehmende Möglichkeit. In der Zusammenarbeit mit Verlagshäusern habe ich gelernt, Abgabetermine einzuhalten und auf den Rat von erfahrenen Lektoren zu hören. So wurde mit den Jahren eine Vertrauensbasis geschaffen, auf der weitere Projekte kontinuierlich entstehen. Verlage wollen keine „Eintagsfliegen“, sondern sind generell an einer langfristigen Kooperation interessiert. Das setzt natürlich voraus, dass ein Autor über einen größeren Zeitraum hinweg Manuskripte anbietet, die für den Verlag interessant sind. Die entscheidenden Worte in dem vorherigen Satz lauten natürlich Verlag und interessant 😉
Der größte Vorteil des Selfpublishing ist aus meiner Sicht der schnellere Rhythmus von Veröffentlichungen – im Vergleich zu Verlagspublikationen. Außerdem scheuen Verlage das finanzielle Risiko, wenn ihnen ein Projekt nicht vielversprechend genug erscheint. Diesen Grund kann ich zwar nachvollziehen, doch im Selfpublishing hat man schon oft genug bewiesen, dass auch scheinbare Nischenthemen ihr Publikum finden können.
Selfpublishing hat nur dann einen Nachteil, wenn der Autor ein vor Rechtschreib- und Logikfehlern strotzendes Manuskript auf die Menschheit loslässt. Doch damit schneidet er sich vor allem ins eigene Fleisch.
Sie schreiben Krimis, Thriller, Abenteuer, Historisches und Fantasy, sowohl unter Ihrem Klarnamen sowie unter diversen Pseudonymen. Wo liegen für Sie die Herausforderungen des jeweiligen Genres?
Man sollte die Genres genau kennen, bevor man in ihnen veröffentlicht. Ich habe mal unter Pseudonym einen historischen Roman mit Fantasy-Elementen geschrieben, der mir bitterböse Kritiken eingebracht hat. So ein Genre-Mix kommt gar nicht gut an. Andererseits hat er sich sehr gut verkauft, daher sollte man sich nicht beirren lassen. Bei historischen Romanen – zu denen auch Western gehören – ist natürlich eine umfangreiche Recherche erforderlich, die Leserschaft ist da sehr sensibel. Und wer phantastische Themen behandelt, darf trotzdem nicht die innere Logik vernachlässigen. Wenn der böse Zauberer nur drei Flüche zur Verfügung hat, sollte man als Autor nicht auf Seite 477 mit einem vierten Fluch aufwarten. Oder sich zumindest einen guten Grund dafür ausdenken.
Wie schaffen Sie den Wechsel zwischen den jeweiligen Genres und Pseudonymen?
Das ist nicht schwer. Ich arbeite meist nur an einem Projekt. Wenn ich einen Western schreibe, denke ich mich in diese Welt hinein: Das Dasein war hart, das Leben kurz, man konnte jederzeit durch eine Revolverkugel, eine Naturkatastrophe oder eine Seuche ausgelöscht werden. Wer dreißig Jahre alt wurde, hatte Glück. Die Sprache des Romans muss zu dieser Stimmung passen, was auch für das Pseudonym gilt. In einem heiteren Liebesroman hingegen gibt es keine Grausamkeiten. Das Schlimmste, was der Heldin zustoßen kann, ist eine Intrige der eifersüchtigen Rivalin. Da wehen mir die Sätze dann leicht wie Sommerbrisen von der Tastatur 😉 Und durch den ständigen Wechsel von Genres und Pseudonymen wird es nie langweilig. Übrigens hat das auch etwas mit den Wünschen der Verlage zu tun: Wenn ich die Chance bekomme, einen Gruselroman zu schreiben, biete ich ein solches Manuskript an.
In den letzten 20 Jahren haben Sie über 300 Heftromane, Taschenbücher, Hörbücher und E-Books veröffentlicht. Wie wichtig ist bei so vielen Titeln das Zeitmanagement und haben Sie hier einen speziellen Tipp oder Trick?
Zeitmanagement? Ich lebe vom Schreiben. Andere Menschen gehen jeden Tag acht Stunden ins Büro oder in die Fabrik, da kann ich doch wohl täglich ein paar Stunden am Computer sitzen, oder? Mein Trick besteht darin, dass ich mit zehn Fingern blind schreiben kann. Das geht ziemlich schnell. Außerdem habe ich mir angewöhnt, in kurzen Sprints von jeweils dreißig Minuten zu tippen. Auf diese Weise schaffe ich ca. 1.500 Wörter pro Stunde. Ein Taschenbuch (ca. 60.000 Wörter) entsteht so in ungefähr vierzig Stunden. Dann muss es allerdings noch korrigiert und lektoriert werden, aber das mache ja nicht ich.
Warum haben Sie sich für tolino media entschieden?
Ich persönlich halte es für höchst riskant, mich exklusiv an einen einzigen Shop zu binden. Wenn das dann auch noch meine einzige Einnahmequelle wäre, hätte ich nur noch schlaflose Nächte. Es würde auch gar keinen Sinn ergeben. Meine Bücher verkaufen sich in den einzelnen Shops höchst unterschiedlich. Da ist eine breite Streuung gefragt. Ich möchte so viele Leser wie möglich erreichen, und das ist nur mit tolino media möglich. Besonders wichtig ist mir auch der persönliche Kontakt durch die professionell arbeitende Autorenbetreuung. Falls es einmal Probleme gibt, wird mir sofort kompetent geholfen. Übrigens halte ich über meine Homepage engen Kontakt mit meinen Lesern. Daher weiß ich, dass eine große Anzahl von ihnen mit einem tolino-Reader liest.
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Hat jetzt nix mit dem Inhalt zu tun: Ich hätte den gerne gelesen, aber die Gestaltung der Seite, vor allem die sehr kompakt gestetzten Überschriften, halten mich davon ab. Das sieht alles sehr unübersichtlich aus.
Vielen Dank für den Hinweis, wir haben es direkt etwas luftiger gestaltet.