Platz 3 des tolino media Newcomerpreises geht dieses Jahr an das Autorenduo Robin Thier und Michael Cremann. Mit ihrem Buch „Vents – Schwarzer Sand“ entführen sie uns in fremde Welten. Unsere Jury konnte das spannende Buch fast nicht mehr aus den Händen legen und wartet seither sehnsüchtig auf den nächsten Band. Im Interview geben uns die Autoren spannende Einblicke in Ihren Schreibprozess und verraten uns, was die Zukunft für sie bereit hält.
Was macht euer Buch zu etwas ganz Besonderem?
Die Leute sagen uns immer wieder, dass man den Spaß, den wir beim Schreiben hatten, zwischen den Zeilen liest … ob das stimmt, könnt ihr ja selbst herausfinden. Es ist ein Buch, bei dem wir Spannung und Action aus der Pulp Literatur (in Deutschland als “Groschenromane” bekannt und verschrien) mit der Unvorhersehbarkeit des Pen & Paper Spielens und einer großen Geschichte über Freiheit und Verrat verbinden. Wir schreiben zackig, unvorhersehbar und ganz nah im Geschehen.
Ihr habt Vents als Autorenteam geschrieben. Was sind die Besonderheiten an der Arbeit zu zweit?
Zu zweit zu arbeiten erfordert, wenn man es klassisch macht, ein großes Maß an Absprache über den Plot und Disziplin dabei, sich an die gemeinsam gefundenen Vorgaben zu halten. Das war nichts für uns. Wir kommen vom Pen & Paper Rollenspiel und haben zuvor Hörspieldrehbücher, also eigentlich nur Dialoge, geschrieben. Dabei haben wir für uns ein System gefunden, das die Vorteile dieser Ursprünge gleich in Vorteile für die Story umwandelt: Der Erste von uns schreibt eine Szene, die in ein Problem führt, ohne dessen Lösung zu kennen. Der Zweite überarbeitet die Szene und schreibt die nächste, in der er seine Lösung für das zuvor gestellte Problem präsentiert, außerdem schafft er ein neues Problem, das dann der Erste wieder lösen darf. So bleibt das Schreiben für uns genauso spannend, wie es das Lesen des Buches hinterher ist, weil die Probleme echte Probleme sind, in denen nicht gleich der Lösungsansatz untergebracht ist. Das Einzige, worüber wir uns am Anfang einig sein müssen, ist der jeweilige Ark der Hauptcharaktere, da kommt dann doch die Disziplin ins Spiel. Was die Absprache angeht, kann man entweder sagen, dass wir sie entweder komplett lassen oder sie auf die Spitze getrieben haben.
Beim Schreiben von Science-Fiction-Romanen ist vor allem der Weltenbau sehr wichtig. Wie seid ihr hier vorgegangen und was waren die Herausforderungen dabei?
Man sagt ja gern, dass Kreativität nicht bedeutet, etwas komplett Neues zu erfinden, sondern möglichst klug zu klauen und zu rekombinieren. Folglich haben wir uns zusammengesetzt und erstmal überlegt, was wir besonders gern mögen: Hard SciFi wegen ihrer plausiblen Technologien, Pulp wegen seiner überzeichneten Action und Charaktere, Cyberpunk wegen der stärker politischen Plots als in der klassischen Science-Fiction, und natürlich Katzenomas… Mit diesen Eckdaten haben wir uns dann daran gemacht, die Welt zu skizzieren. Besonders das überlichtschnelle Reisen ist natürlich immer eine Herausforderung, besonders, wenn es, wie bei uns, nicht zentral ist. Wir wollten es nicht zu sehr herausstellen und dennoch halbwegs plausibel halten. Genauso ein Punkt ist die Frage nach außerirdischen Lebensformen. Wir wollen sie möglichst „alien“ haben und doch nicht so verschieden, dass es auf ein dümmliches Gemetzel gegen „die anderen, die wir nicht verstehen“ hinausläuft.
Ganz besonders interessiert hat uns auch das Weiterspinnen unserer sozialen Entwicklung. Was passiert, wenn nicht Staaten, sondern Konzerne ins Weltall aufbrechen? Wie sieht eine Kolonie aus, die von einer Firma oder einer Stiftung geschaffen wird? Was, wenn dann die Erde an Bedeutung verliert und immer mehr Menschen unter Konzernkontrolle leben? Was, wenn sich Menschen dagegen auflehnen? Eigentlich klassischer Cyberpunk, aber eben mit aktuellem Ansatz.
Technik spielt eine große Rolle in eurem Roman. Wie sehr habt ihr euch dabei von der Realität inspirieren lassen und was ist reine Fantasie?
Wir haben an vielen Stellen versucht uns vorzustellen, wie eine Entwicklung sich weiterspinnen kann. Das Ziel war es, Szenen und Technologien zu vermeiden, bei denen die Leserschaft in ein paar Jahren denkt „Haha, die rennen noch mit Floppys rum.“, wie es uns heute mit viel Science-Fiction aus den 80ern geht. Das hat zwar seinen Charme, aber auch nur, wenn die 80er gerade mal wieder cool sind. Außerdem sollte unsere Technologie plausibel sein, also haben wir versucht das Rad der Entwicklung zum Beispiel bei lernenden Algorithmen oder bei der Nahrungsversorgung auf einem Lebensfeindlichen Planeten weiterzudrehen.
Was war eure Reaktion auf die Auszeichnung? Worüber habt ihr euch am meisten gefreut?
Als aller erstes waren wir total überrascht. Allein eingeladen zu werden, war etwas, das wir nicht erwartet hatten.
Michael: „Als Julia dann am Eingang gleich wusste, wer ich bin, hab ich im ersten Moment ein kleines bisschen Hoffnung geschöpft, nur um dann gleich zu Denken „Ach neee, kann nicht, die ist einfach Profi“ – Was sie ist! Und dann sagt Julia (die andere) unseren Namen und ich wusste gar nicht mehr, was passiert. Hat man vielleicht auch im Video gesehen. Es ist echt großartig, das Genre der Science-Fiction, besonders in einer so pulpigen Ausführung, so weit nach vorn bringen zu dürfen!“
Robin: „Unter so vielen großartigen Büchern aus so vielen verschiedenen Genres so weit nach vorn gewählt zu werden, ist einfach unglaublich. Ich bin fast vom Klappstuhl (ich war gerade mitten im Umzug) gefallen, als ich mir den Stream angeschaut habe.“
Nachdem ihr mit Platz 3 beim Newcomerpreis den ersten Gipfel des Ruhmes erklommen habt, was habt ihr als Nächstes geplant?
Zuerst liegt der Fokus auf dem Marketing. Mit den großartigen Gelegenheiten, die tolino media uns bietet, können wir dafür sorgen, dass Vents aus seiner kleinen Nische (sagt man Canyon?) aufsteigt und einem größeren Publikum bekannt wird. Was dann kommt? Lesungen, vielleicht gehen wir mit unserem Buch auf Messen?
Natürlich werden wir dem Vents-Universum und seinen Figuren treu bleiben. An einem zweiten Teil werkeln wir schon, auch wenn uns die Erwartungen des Publikums jetzt doch ein wenig einschüchtern.
Außerdem haben wir ein weiteres Buch draußen, das auch Aufmerksamkeit verdient. Ein historischer Roman über einen Bühnenmagier aus dem 19. Jahrhundert und aus Münster, der auch mehr Marketing vertragen könnte. 😉
Warum habt ihr euch für tolino media entschieden?
Auf der Suche nach einem Veröffentlichungsort haben wir uns natürlich überall mal umgeschaut. Bei euch hatten wir gleich das Gefühl, ein gutes Zuhause für unser Buch zu finden, einen Ort, an dem wir nicht eins von vielen sind, sondern tatsächlich jemanden an der Hand haben, der sich kümmert. Dieses Gefühl hat sich uneingeschränkt bestätigt.
Es ist schön, Distribution und Druck aus einer Hand zu haben, auch das ist ja nicht oft der Fall. Dass ihr ein deutsches Unternehmen seid und wir uns damit nur im deutschen Recht bewegen, ist auch wichtig, da amerikanische Handelsgesetze … spannend … sind.
Dem ganzen die Kirsche auf die Sahne gesetzt hat übrigens die Druckqualität. Die ist einfach überragend! – Oh, und die Juliaquote ist angenehm hoch.
All das hat nicht nur den Ausschlag gegeben, „Vents – Schwarzer Sand“ bei tolino media zu drucken, sondern auch unser zweites Werk „Die magischen Reisen des Herrn Alexander“ zu euch zu tragen.
Neugierig geworden auf Platz 3? Hier geht es zum Buch:
Am Rande des Universums sind Menschenleben nicht viel Wert. Vee hat schon ihr ganzes Leben auf dem kleinen Planeten “Cato” verbracht und von einem besseren Leben geträumt. Seit sie denken kann umhüllen schwarze Staubwolken den Planeten und machen das Leben dort zur Qual für jedes atmende Wesen.
Als sich für Vee die einmalige Chance zur Flucht aus der sandigen Hölle ergibt, lässt sie sich auf einen gefährlichen Job ein: Etwas von dem am besten gesicherten Ort auf dem Planeten stehlen.
Doch mit einem Mal geht alles schief …
Warum das Buch für uns etwas ganz Besonderes ist, erfährst du in der Laudatio unserer Jury:
Weitere Informationen zu den Autoren Robin Thier und Michael Cremann findet ihr auf Instagram, oder auf ihrer Website.
Du willst mehr über den Newcomerpreis erfahren? Schau dir unsere Blogbeiträge dazu an.
- Bücher-Guide Pride Month - 18. Juni 2024
- Choose your Book Boyfriend – Unser Bücher-Guide - 14. Februar 2024
- Platz 3 für Robin Thier und Michael Cremann – tolino media Newcomerpreis 2023 - 12. November 2023