Als Frank Esser, damals leidenschaftlicher Schlagzeuger einer Heavy-Metall-Band, im Jahr 2007 aufgrund gesundheitlicher Probleme seine Drumsticks an den Nagel hängen musste, fackelte er nicht lang und konzentrierte seine kreative Energie stattdessen auf das Verfassen nervenaufreibender Krimi- und Thrillerreihen. Inzwischen stellen sich seine hartgesottenen Kommisar*innen den scheinbar ausweglosesten Herausforderungen. Im folgenden Interview verrät unser Autor des Monats November, wie er zu seinen außergewöhnlichen Ideen findet und die zeitfressende Schreibprozedur mit dem sonstigen Alltag verknüpft.
Deine Ermittler*innen sind allesamt hart im Nehmen. Wie gehst du vor, wenn du deine Protagonisten erschaffst? Was ist dir dabei wichtig? Was müssen diese mitbringen?
Meine Hauptcharaktere sollen für die Leser*innen nahbar sein, gleichzeitig aber auch möglichst interessant mit Ecken und Kanten, sodass man sofort eine Verbindung zu den handelnden Figuren entwickeln kann. Da ich ausschließlich Serien schreibe, versuche ich die Charaktere aber von Buch zu Buch aufzubauen. Das finde ich persönlich interessanter, weil man immer neue Facetten der Protagonisten kennenlernen kann.
Märchenhaft verkleidete Opfer oder virtuelle Grabsteine, die Unheil ankünden: Deine Ermittler*innen müssen sich meist mit außergewöhnlichen sowie rätselhaften Situationen auseinandersetzen. Woher nimmst du die Inspiration für einen neuen Fall?
Das kommt ganz auf das Thema an, über das ich schreibe. Meine Geschichten entspringen manchmal nur meiner Fantasie oder sie haben einen konkreten Bezug zu aktuellen Themen oder einen „geschichtlichen“ Hintergrund. Schicksalsschwur, mein 5. Aachen-Krimi, setzt sich zum Beispiel mit dem Brexit und den Auswirkungen auf Irland auseinander, die dann einen rein hypothetischen Krimistoff ergaben. Sündenrächer, der 2. Fall für Kommissar Hansen, wiederum beschäftigt sich indirekt mit dem Thema Zwangsadoptionen in der DDR. Ich halte einfach Augen und Ohren offen und wenn ich irgendetwas aufschnappe, was möglicherweise Potential für interessanten Lesestoff bietet, mache ich mir Gedanken über die Umsetzung.
Liest du selbst auch gerne Krimis? Wenn ja, was darf für dich bei einem guten Krimi auf keinen Fall fehlen?
Ich bin ein absoluter Krimi- & Thrillerjunkie, komme allerdings leider mittlerweile viel zu selten zum Lesen. Ein guter Krimi sollte für mich natürlich in erster Linie spannend sein, unerwartete Wendungen aufweisen und mit einem Paukenschlag enden, was Tatmotiv oder Täter/Täterin angeht. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man diesen „Nur noch ein Kapitel-Effekt“ verspürt und immer weiterliest, obwohl man das Buch doch eigentlich schon aus der Hand legen wollte.
Deine Krimis zeichnen sich durch spannende, unvorhersehbare Wendungen aus. Wie gehst du beim Plotten vor? Gibt es irgendwelche Geheimtipps, wie der Plot-Twist so richtig aufs Gemüt schlägt?
Ich glaube, dass ich im Prinzip gar nicht klassisch plotte. Mein Grundgerüst besteht zu Beginn des Manuskripts immer aus 3 Säulen: Der Idee, dem Anfang und dem Ende. Es ist tatsächlich so, dass ich zu Beginn eine ganz konkrete Vorstellung habe, wie das Buch enden soll – erst ein einziges Mal bin ich davon abgewichen, weil es sich während des Schreibens so ergeben hat. Darüber hinaus schreibe ich keinen Plot. Ich lasse der Geschichte Raum beim Schreiben, um sich zu entfalten. Manchmal bin ich selbst überrascht, wie die Entwicklung am Ende zu einem logischen Ende zusammenführt. Dabei versuche ich so viel wie möglich bis zum Schluss im Ungewissen zu lassen, damit die Leser*innen miträtseln können. Dafür arbeite ich gerne mit unerwarteten Wendungen. Aber einen Geheimtipp, wie der Plot-Twist aufs Gemüt schlägt, habe ich dabei nicht. Ich versuche mich in die Rolle der Leser*innen zu versetzen und frage mich, was würde mich an der Stelle jetzt wirklich noch mal umhauen und einen Aha-Effekt bei mir verursachen. Ob mir das am Ende gelingt, entscheidet natürlich die Leserin beziehungsweise der Leser.
Du verfasst deine Bücher als Hobby in deiner Freizeit. Ist es manchmal schwer, deinen Beruf mit dem Schreiben zu vereinbaren? Hast du beim Schreiben ein bestimmtes Ritual oder eine bestimmte Schreibzeit?
Die erste Frage muss ich definitiv bejahen. Nach einem normalen 8-Stunden-Arbeitstag habe ich oft nicht den Kopf, um mich am Abend hinzusetzen und zu schreiben. Ich schreibe vor allem am Wochenende oder wenn ich Urlaub habe. Dabei höre ich dann laut Musik, bei Rock und Heavy Metal kann ich mich tatsächlich am besten konzentrieren und das am besten in Kombination mit viel Schokolade.
Warum hast du dich für tolino media entschieden?
tolino media ist eine fantastische Plattform, um meine Bücher einem größeren Publikum vorstellen zu dürfen. Das Handling ist sehr benutzerfreundlich und der Support bei Rückfragen ist ebenfalls klasse. tolino media passt einfach zu 100% für mich.
Weitere Informationen zum Autor Frank Esser findet ihr auf Instagram, Facebook - und jetzt auch hier auf seinem englischsprachigen Instagram-Account.
Unsere Autorin des Monats Oktober: Corinna Kohfink
- SchreibBarCamp by tolino media 2024: Unser RECAP! - 15. Oktober 2024
- Autorin des Monats: Madita Tietgen - 1. August 2024
- Autor des Monats: Wolf September - 1. März 2024
Frank Essers Weg von einem Schlagzeuger einer Heavy-Metal-Band zum Krimi- und Thrillerautor ist eine inspirierende Geschichte für alle, die sich für das Schreiben begeistern. Sein Ansatz, Charaktere über mehrere Bücher hinweg zu entwickeln und seine Fähigkeit, sich von realen Ereignissen inspirieren zu lassen, bieten wertvolle Einblicke für Autoren, die authentische und fesselnde Charaktere erschaffen möchten. Sein Stil, die Leser*innen bis zum Schluss im Ungewissen zu lassen, ist ein großartiges Beispiel dafür, wie Spannung aufgebaut und gehalten werden kann. Essers Balance zwischen Beruf und Schreibpassion zeigt zudem, dass man auch neben einem Vollzeitjob erfolgreich schreiben kann. Ein wahrhaft motivierender Artikel für alle, die sich dem Schreiben widmen oder es vorhaben