Cozy Crime mit einer ordentlichen Prise Humor: mit seinen Büchern verzaubert uns Wolf September vor allem durch seinen hochprozentigen Unterhaltungsfaktor. Welche Verbundenheit unser Autor des Monats zu den Schauplätzen seiner Werke empfindet und welche witzigen Anekdoten sich im Autorenalltag ereignen, berichtet Wolf September uns in folgendem Interview.
Wolf September, in deiner Reihe „London Cosy Crime“ greifst du die Tradition der Detektivgeschichten auf und interpretierst sie in einer modernen Londoner Kulisse neu. Was reizt dich daran und wie bleibst du in diesem Genre so originell?
Als kleiner Krimifan, war ich schon immer von dieser gemütlich-spannenden Atmosphäre der alten Edgar Wallace Filme und Margaret Rutherfords Mrs. Marple begeistert. Irgendwann habe ich mich gefragt, warum eigentlich nicht meine eigene Krimireihe starten? Und voilà, kurz darauf war „Hunter B. Holmes“ geboren, mein eigener Detektiv mit seinem etwas anderem Team!
Originell sein? Eigentlich war das nie wirklich meine oberste Prämisse. Ich wollte in erster Linie, dass meine Geschichten spannend und humorvoll sind. 100 % Unterhaltung.
Bei „Studienfach Mord“ hatte ich so ein kurioses Erlebnis – eine Testleserin hat den Mörder schon am Ende des ersten Kapitels erraten! Ich dachte nur: „Was zum Teufel?“ Es stellte sich heraus, dass sie einfach nur mal ins Blaue geraten hatte. Aber von da an schwor ich mir, dass mir das nicht nochmal passiert. Bei „Mord in Brick Manor“ hat sie übrigens ordentlich danebengegriffen, zum Glück!
Für meine Fälle sammle ich ständig Ideen, besonders wenn ich mit dem Auto unterwegs bin. Da fließen die besten Gedanken, und ich schreibe alles auf, um es später zu kombinieren.
Aber auch in anderen Situationen. Frag mal meinen Mann. Der muss so einiges ertragen, wenn wir zum Beispiel im Restaurant sitzen und ich mein Handy malträtiere, weil ich gerade einen sooo genialen Gedanken habe, den ich unbedingt aufschreiben muss, bevor er wieder weg ist.
So entsteht meine London Cosy Crime Reihe – mit einer Prise Spannung, Romantik, Humor und einem kräftigem Hauch von 'Rate mal, wer der Mörder ist!'
Wie planst du deine Detektivfälle, bevor du zu schreiben beginnst? Wie sieht dein Planungsprozess aus?
Die Planung meiner Detektivfälle ist so eine Art Ritt zwischen Ideenchaos und kontrollierter Kreativität. Zuerst einmal sammle ich alles, was mir in den Kopf kommt – wie ein Detektiv, der Spuren sichert. Darüber haben wir ja schon gesprochen.
Manche Ideen wachsen dann von selbst zu ganzen Storyplots heran, so wie der Universitätsprofessor in „Studienfach Mord“ oder die mysteriösen Vorkommnisse in „Brick Manor“, meinem neuesten Werk.
Wenn sich eine Idee festgesetzt hat, setze ich mich an meinen Schreibtisch, öffne ein leeres Word-Dokument und beginne, den Plot zu skizzieren. Im Fall von „Hunter B. Holmes“ ist das so eine Art Krimi-Kochshow, bei der ich die Zutaten mische, die Figuren ausarbeite und die Handlung nach und nach verfeinere. Nachdem ich es ein paar Tage haben ruhen lassen, überarbeite ich es noch einmal, füge vielleicht noch ein paar Prisen von diesem und jenem hinzu, bis die Geschichte wirklich rund ist.
Dann kommt der Szenenablaufplan – aber nicht zu penibel, eher wie eine grobe Wegbeschreibung, die die Richtung vorgibt. Und der Rest entwickelt sich beim eigentlichen Schreiben des Rohentwurfs. Manchmal überraschen mich meine Charaktere sogar selbst – als ob sie ein Eigenleben führen, das ich nicht ganz unter Kontrolle habe! Aber genau das ist eines der Dinge, die den Spaß am Schreiben ausmachen.
Wie schaffst du es in deinen Büchern die richtige Balance zwischen Cosy und Crime zu finden?
Lach. Da gibt es keine Formel, das ist reines Bauchgefühl.
Warum ist es dir wichtig, deiner Leserschaft eine „Happy-End-Garantie“ zu geben?
Ich gestehe, ich bin ein hoffnungsloser Romantiker durch und durch. Es liegt mir einfach am Herzen, dass am Ende alles gut wird. Um ehrlich zu sein, könnte ich mir nicht vorstellen, ein Buch zu lesen, bei dem ich weiß, dass es traurig endet.
In meinen Geschichten ist es mir ein Anliegen, dass die Leser mit einem warmen Gefühl im Herzen und einem Lächeln auf den Lippen zurückbleiben, wenn sie das Buch zuklappen. Selbst in einem Krimi, wo es zwangsläufig die ein oder andere Leiche gibt und jemand seinen Weg hinter Gittern findet – aber das ist eben das Happy-Ending im Krimi-Style. Doch letztendlich möchte ich, dass meine Leser am Ende zufrieden sind und ein bisschen Urlaub vom Alltag machen konnten. Das ist meine 'Happy-End-Garantie', und die steht bei mir ganz oben auf der Liste!
Welche Themen sind dir in deinen Geschichten besonders wichtig und wie vermittelst du diese?
Mein oberstes Ziel ist es, meine Leser zu unterhalten – das steht bei mir an erster Stelle. Aber hin und wieder lasse ich auch das ein oder andere mir wichtige Thema in meine Geschichten einfließen. Dabei bevorzuge ich jedoch die subtile Herangehensweise. Kein erhobener Zeigefinger oder oberlehrerhaftes Getue – lieber vermittle ich meine Botschaft durch die Blume und mit Humor. Es geht mir darum, dass die Leser Spaß haben und sich dabei vielleicht auch ein paar Gedanken machen, ohne dass es gleich so offensichtlich ist.
Deine Bücher spielen vor allem in London und in Schottland. Warum hast du dich dazu entschieden, deine Reihen dort spielen zu lassen und was gefällt dir an diesen Locations besonders?
Ja, die Sache mit den Schauplätzen in London und Schottland – das war irgendwie so ein Glücksfall! Ursprünglich spielte mein erstes Buch in einer erfundenen Stadt, bis es in die Hände der Testleser und meiner damaligen Lektorin kam. Die stellten alle die gleiche Frage: Wo zur Hölle spielt das Ganze? Da ich ein totaler London-Fan bin, dachte ich mir, warum nicht einfach die Geschichte nach London verfrachten? Und mit dem Ortwechsel war auch gleich der Titel „Weihnachtsmänner in London“ geboren.
Bei „Hunter B. Holmes“ war es dann logisch, dass er in London lebt – Hunter verliebt sich schließlich in einen der Protagonisten meiner London-Reihe, da musste das Setting natürlich passen. Und bei „Grisper Castle“ war es irgendwie von Anfang an klar, dass es nur in Schottland spielen konnte. Dabei gibt es auf dem Schloss ja auch einen Spiegel, durch den man – Überraschung – direkt nach London kommt.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, beginnt und endet komischerweise auch mein nächster Roman in London, obwohl der Großteil der Handlung in der Toskana stattfindet. Vielleicht sollte ich da mal mit jemandem darüber plaudern 😉 - aber hey, London hat eben diesen gewissen Charme, den ich einfach liebe.
Warum hast du dich für tolino media entschieden?
Die Wahl für tolino media fiel eigentlich ziemlich schnell. Ich suchte nach einem Distributor, der meine Bücher in den Buchhandel bringen konnte, und tolino media hat einfach einen herausragenden Ruf. Auch wenn ich jedes Mal, wenn ich ein Taschenbuch bei euch hochlade, einen kleinen Fluch ausstoße, weil ich mal wieder irgendetwas vergessen habe und euer System oder die Qualitätssicherung meckert - was ja auch gut ist, denn für meine Schusseligkeit könnt ihr ja nichts. Nein im Ernst, ich mag euch wirklich, besonders, seit ich euren Kundenservice vor ein paar Monaten in Anspruch nehmen musste. Das war echt top! Innerhalb von knapp 30 Minuten wurde mir bei einem Problem mit einem anderen Internet-Händler sofort geholfen. Da bleibt mir nur zu sagen: Daumen hoch, tolino media!
Weitere Informationen über den Autor Wolf September findet ihr auf Instagram, Facebook, TikTok und auf seiner Website.
Unsere Autorin des Monats Februar: Philippa L. Andersson
- SchreibBarCamp by tolino media 2024: Unser RECAP! - 15. Oktober 2024
- Autorin des Monats: Madita Tietgen - 1. August 2024
- Autor des Monats: Wolf September - 1. März 2024
Hey, vielen lieben Dank für die tolle Vorstellung.
Liebe Grüße
Wolf