Corinna Kohfink als Autorin des Monats Oktober bei tolino media

Autorin des Monats: Corinna Kohfink

Corinna Kohfink verfasste ihr erstes Buch »Liebeszaudern in Neuseeland« im Frühjahr 2020 aus einer existenziellen Krise heraus. Mittlerweile sind von unserer Autorin des Monats Oktober viele weitere humorvolle Liebesromane sowie ein Ratgeber erschienen. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin arbeitet Corinna auch als Coach und bietet unter anderem Schreib-Coachings für Autor*innnen an. In diesem Interview berichtet sie über ihre Anfänge als Selfpublisherin sowie über ihre Coachingtätigkeit.


Kannst du uns von deinen Anfängen als Autorin berichten? Mit welchen Schwierigkeiten hattest du zu kämpfen und was ging dir leicht von der Hand?

Die Karriere als Autorin hat tatsächlich ihren Anfang in den Corona-Jahren genommen. Allerdings wirkte diese spezielle Zeit eher wie ein Katalysator. Die ersten 100 Seiten von „Liebeszaudern in Neuseeland“ gab es bereits in den frühen 2000ern, doch erst mit dem Lockdown öffneten sich die Zeitfenster, um die Geschichte zu ihrem verdienten Happy End zu bringen. Um ehrlich zu sein, hatte ich dabei gar keine Schwierigkeiten. Ich hatte freie Zeit bis zum Abwinken (alle geschäftlichen Termine waren auf unbestimmte Zeit verschoben) und habe diese genutzt, um mich in den Buchmarkt einzuarbeiten. Mir war von Anfang an klar, dass ich nicht einfach nur hobbymäßig ein Buch in die Veröffentlichung bringen möchte, sondern dass ich es von Anfang an so professionell angehen will, wie ich nur kann. Ich habe mir angeschaut, was die Verlage machen – mit welchen Formatierungen ein Buch gesetzt wird, wie Klappentexte aussehen, wie eine Titelei gestaltet werden muss und so weiter. Ich habe die „Selfpublisherbibel“ von Matthias Matting rauf und runter gelesen, war in Internetforen unterwegs und habe von erfahrenen Autorinnen und Autoren gelernt. Diese Herangehensweise war zeitaufwendig und hat Disziplin, eisernen Willen, Hartnäckigkeit und Lernbereitschaft erfordert. Allerdings sind das alles Eigenschaften, bei denen es mir nicht schwerfällt, sie in den Ring zu werfen. Das Schreiben an sich ging mir ohnehin schon immer locker von der Hand. Bereits als Jugendliche habe ich mir, wenn ich nicht einschlafen konnte, Liebesgeschichten ausgedacht. Das scheint tief in meiner DNA verwurzelt zu sein. 

Was hat dich besonders daran gereizt, deine Bücher als Selfpublisherin zu veröffentlichen?

Kurz gesagt: Alles! Ich bin preußisch erzogen worden, streng reglementiert und mit wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Daraus ist im Laufe der Jahrzehnte eine gewaltige Freiheitsliebe erwachsen. Und Selfpublishing bedeutet für mich Freiheit pur. Meine Geschichten sind meine Babys, Bruchstücke meiner Seele, die mir unendlich viel bedeuten. Sie genau so veröffentlichen zu können, wie ich das will, ist für mich ein nicht-verhandelbares Kriterium. Ich entscheide über Inhalt, Titel, Cover, muss mich keinem Verlagsreglement beugen, muss nicht in irgendein Sortiment passen, keinen verlagsinternen Wettbewerb berücksichtigen und behalte sämtliche Rechte sowie ein Maximum an Flexibilität in den eigenen Händen. Außerdem kann ich immer genau das zu Papier bringen, was aus mir herausquillt. Ich bin eine organische Schreiberin, kenne zu Beginn in aller Regel nur einen groben Plot und lasse es dann fließen. Das ist nur möglich, wenn ich frei von äußeren Erwartungen bin. Natürlich sage ich niemals nie. Wenn ich irgendwann ein unwiderstehliches Verlagsangebot bekäme, das mir die Türen auch in die stationären Buchhandlungen öffnet und Konditionen bietet, mit denen ich leben kann, warum nicht? Aber die vertraglichen Bedingungen der Angebote, die bislang an mich herangetragen wurden, waren nach meinen Wertemaßstäben indiskutabel. 

Neben deiner Tätigkeit als Autorin arbeitest du auch als Coach. Wie schaffst du es, beide Bereiche miteinander zu verbinden und ist es manchmal auch schwer beiden gerecht zu werden?

Oh ja, sehr schwer, zumal ich ein hohes Maß an Perfektionismus in meiner Persönlichkeit verankert habe! Ich arbeite jetzt seit Jahren 60-70 Stunden pro Woche. Das ist kein Dauerzustand und die daraus erwachsende Belastung spüre ich so langsam. Deswegen bin ich voller guter Vorsätze, die beiden Berufe zukünftig besser auszubalancieren. Das „Problem“ ist (auch wenn es eigentlich eine Gnade ist), dass ich beides liebe. Mittlerweile habe ich erkannt, dass ich das Schreiben für die Seele brauche wie die Luft zum Atmen für den Körper. Ich hatte aktuell ein Jahr lang keine Zeit mehr dafür und merke jetzt, wie sehr mir das gefehlt hat. Im August habe ich wieder damit begonnen und bin dermaßen in den Flow geraten, dass ich nach vierzehn Tagen ein Rohmanuskript (das nur noch ein Minimum an „Feilen“ brauchte) fertig hatte. Für nächstes Jahr habe ich mir vorgenommen, die Zahl meiner Coaching- und Seminartage so zu takten, dass mir regelmäßig „Schreibzeit“ zur Verfügung steht. Außerdem arbeiten schon wieder so viele Geschichten in mir, dass ich kaum weiß, mit welcher ich beginnen soll.  

Du bietest auch Coaching für Autor*innen an. Kannst du uns vielleicht ein bisschen davon berichten? Was können Teilnehmer*innen bei deinem Schreib-Coaching erwarten?

Vor allem Individualität und Ganzheitlichkeit. Ich folge auch da meiner inneren Führung und arbeite nur mit Menschen, denen ihre Projekte genauso am Herzen liegen wie mir. Wer nur möglichst schnell mit niedriger Qualität viel Geld verdienen möchte, ist bei mir definitiv falsch. Wenn ich mit einem Autor oder einer Autorin zusammenarbeite, beleuchten wir die Aspekte, die gerade wichtig sind. Das können Fragen sein wie: Welcher Schreibtyp bin ich? Wie balanciere ich Planung und Intuition aus? Wie komme ich zu greifbaren Charakteren? Wie finde ich das Leitthema meiner Geschichten? Wie erzeuge ich einen Spannungsbogen? Oder aber Fragen zur Veröffentlichung und zum Marketing: Worauf muss ich beim Finden meines Weges achten? Möchte ich lieber Rundum-Sorglos-Plattformen oder ein hohes Maß an Flexibilität? Wie korrigiere/lektoriere ich oder sollte ich das lieber Profis überlassen? Wie vermarkte ich das Buch? Wer ist mein Wunschleser oder meine Wunschleserin? Über welche Marketing-Kanäle komme ich zu meiner Zielgruppe? Je nachdem, welchen Hintergrund mein*e Coachee mitbringt, können wir uns um alle Facetten gemeinsam kümmern oder nur um einen Ausschnitt davon. 

Kommt es bei dir auch mal vor, dass du eine Schreibblockade hast? Hast du Tipps, wie man diese lösen kann?

 Zum Glück hatte ich noch keine große Schreibblockade, aber kleinere, die ich gut in den Griff bekommen konnte. Hier sind meine persönlichen Top 5: 

  1. Klingt banal, ist aber essenziell: Ursachenforschung. Warum habe ich eine Schreibblockade? Liegt es an mentalen Gründen (Leistungsdruck, Versagensangst, Tiefschläge durch gehässige Rezensionen)? Oder an den Rahmenbedingungen (Arbeitsplatz – Lautstärke, Störungen, fehlende Ergonomie; zur Verfügung stehende Zeitfenster; Arbeitsatmosphäre etc.)? Oder an der Geschichte an sich (irgendetwas fühlt sich nicht stimmig an, die Charaktere sind noch nicht rund, ich zweifle selbst an der Glaubwürdigkeit, Erzählperspektive passt nicht zur Geschichte oder nicht zu mir …)?
    Erst wenn ich der tieferliegenden Problematik auf die Schliche gekommen bin, kann ich die Ursachen beseitigen. 
  2. Immer und überall etwas zum Notieren dabeihaben, um die Ideenquellen nie versiegen zu lassen. Bei mir ist es das Handy, auf das ich manchmal mitten im Wald eine ganze Szene mit dem Audiorekorder aufspreche oder auch nur kurze Gedankenblitze, die ich nicht verlieren will. 
  3. Ganz wichtig: Nie eine Schreibsession beenden, wenn alle Ideen verarbeitet sind, sondern stets vorher. Dann weiß ich beim nächsten Mal schon genau, wie zum Beispiel eine Szene oder ein Kapitel weitergeht und komme automatisch in den Schreibflow. 
  4. Einfach anfangen zu schreiben, selbst wenn es der größte Nonsens ist. Irgendwann erblühen die guten Gedanken und das Geschriebene ergibt einen Sinn. Der Nonsens davor ist schnell gelöscht. 
  5. Vertrauen und loslassen. Wenn nichts geht, einfach mal den Kopf abschalten und nicht mehr daran denken. Das wird schon. Der Titel meines mit Abstand erfolgreichsten Buchs ist mir unter der Dusche eingefallen. Plötzlich, als ich überhaupt nicht daran gedacht habe, hatte ich „Hitzewallungen im Kühlschrank“ im Kopf. Bis heute kann ich nicht sagen, woher das kam. Mit inhaltlichen Ideen läuft das meistens genauso. 

Du hast neben vielen wunderschönen Romanen auch ein tolles Sachbuch veröffentlicht. Was geht dir leichter von der Hand, das Schreiben eines Romans oder eines Sachbuchs? Und wo liegt für dich im Schreibprozess der größte Unterschied?

Bei meiner Art zu schreiben ist der Unterschied im Schreibprozess fundamental. Ein Ratgeber will geplant sein. Er braucht von Anfang an eine Struktur, in die sich dann die einzelnen Kapitel integrieren, und eine seriöse Fachlichkeit, die dem geltenden Stand des Wissens Rechnung trägt. Bei meinen Romanen fühle ich mich hingegen oft wie ein Kanal, durch den von irgendwoher Ideen fließen, ohne dass ich selbst sagen könnte, wie sie entstehen. Um ein Beispiel zu nennen: Schon bei meinem ersten Buch („Liebeszaudern in Neuseeland“) gab es eine Szene, in der ich einen klaren Plan hatte. Meine Protagonistin Tammy sollte während eines Dialogs mit ihrer Reisebekanntschaft Tobias feststellen, dass seine Gefühle nur vorgetäuscht sind und er ohnehin nicht mehr will als einen belanglosen Urlaubsflirt. Dann hat der Dialog seinen Lauf genommen, ich habe getippt wie verrückt und am Ende hat sich Tobias als feinfühlender Charakter entpuppt, der aufrichtig traurig darüber ist, dass es zwischen ihm und Tammy nichts wird. Beim ersten Lesen nach der Fertigstellung des Kapitels habe ich mit dem Kopf geschüttelt und mich gefragt, wieso Tobias partout nicht die Rolle spielen wollte, die ich ihm zugedacht hatte. Seitdem passieren mir solche Dinge ständig. Ich sage immer, dass meine Protagonistinnen und Protagonisten die Chefs sind und ich nur aufschreibe, was sie mir einflüstern. 

Tobias ist mir übrigens in dieser Szene dermaßen ans Herz gewachsen, dass ich ihm in „2 Familien, 1 Liebe und 0 Bock auf Patchwork“ die männliche Hauptrolle zugedacht habe. Auf diese Weise konnte ich ihm doch noch zu seinem Glück verhelfen. 

Das führt mich zum Fazit: Romane gehen mir leichter von der Hand. Sie zu schreiben bedeutet sehr viel mehr ungefilterte Freude. Dennoch ist und war mein Ratgeber ein Herzensprojekt, mit dem ich Frauen stärken und mit ihrer Handlungsmacht in Verbindung bringen möchte. 

Warum hast du dich für tolino media entschieden?

Da kommen wir gleich noch einmal zum Thema Freiheitsliebe. Es gibt eine Menge Dienstleister, deren Angebot darin besteht, ein Buch auf sämtlichen Verkaufsplattformen auszuspielen. Meist geht das einher mit langfristigen Vertragsbindungen und mit eingeschränkten Möglichkeiten, noch einmal Änderungen am Manuskript vorzunehmen (wenn beispielsweise im eBook auf einen neu erschienenen Titel hingewiesen werden soll oder noch eine neue sensationell gute Idee eingearbeitet werden will). Das schränkt für mich die Handlungsmöglichkeiten zu sehr ein. Ich ziehe deswegen den direkten Kontakt zu den Plattformen vor. Die Tolino-Allianz deckt fast 50% des deutschen eBook-Marktes ab. Mithin ergeben sich dort attraktive Möglichkeiten, langfristig eine breite Leserschaft aufzubauen. Und was mir besonders gefällt, ist der hervorragende und persönliche Kundenservice. Hier agiert kein Bot und kein asiatischer Kollege, der meine von einem Online-Translator radebrechend übersetzten E-Mails anders interpretiert, als sie gemeint waren. Das macht die Kommunikation mit tolino media komfortabel und angenehm. Außerdem kann ich an der Stelle nur „Danke“ sagen für so großartige Präsentationsmöglichkeiten wie dieses Interview! 

Weitere Informationen zur Autorin Corinna Kohfink findet ihr auf InstagramFacebook oder ihrer Website.

Unser Autorin des Monats September: Marah Woolf 

Autorin des Monats: Marah Woolf

Katrin Fleischmann
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