Karsten Krepinsky tolino media Autor des Monats Selfpublishing

Autor des Monats: Karsten Krepinsky

Der Oktober kann ein dunkler und gruseliger Monat sein. Genau deswegen haben wir heute Karsten Krepinsky zum Interview gebeten. Seine Werke reichen von Science-Fiction bis zu Thriller und bieten genügend Stoff für ordentlich Gänsehaut. Lasst euch von ihm inspirieren!


Schriftstellerisch bist du in den Genres Science-Fiction, Thriller, Dystopie und politische Satire unterwegs. Was ist dein liebstes apokalyptisches Szenario?

Rückblickend überrascht es mich selbst, wie groß meine schriftstellerische Affinität zur Apokalypse ist. Es ist nicht so, dass ich mich auf den Ausnahmezustand bewusst konzentrieren würde. Interessant ist, dass Berlin immer wieder im Zentrum meiner Zerstörungswut liegt. Irgendwie scheine ich kein anderes Ende für Berlin zu sehen als solch ein bitteres Ende. Das Gute ist, dass ich mit meinen Prognosen meistens falsch liege. Es besteht also Hoffnung für die Hauptstadt 😉 .

Die Zombieapokalypse ist mir am nächsten; vielleicht ist das meiner Liebe zum Trash und dem B-Movie geschuldet. Überzogen, metaphorisch, anarchistisch, es ist einfach ein Riesenspaß – vorausgesetzt, dass man sich nicht von manch blutigem Detail abschrecken lässt.

 

Der direkte Kontakt zu deiner Leserschaft ist dir sehr wichtig. Welche Erfahrungen hast du mit Leserunden gemacht? Welche Tipps kannst du unseren AutorInnen für erfolgreiche Leserunden geben?

Leserunden haben mich darin bestärkt, meinem eigenen Schreibstil treu zu bleiben. Ich freue mich wie ein kleines Kind über positive Rückmeldungen. Nach der Veröffentlichung eines Titels habe ich jedesmal Lampenfieber. Die Zeit, bis die ersten Rezensionen veröffentlicht werden, ist am aufregendsten. Bei Leserunden beantworte ich jeden Beitrag. Ich denke, die Leserinnen und Leser spüren, wie gerne ich die Diskussionen verfolge. Wichtig ist für mich ein positiver Grundton. Humor, Lockerheit und Ironie gehören unbedingt in die Chats mit hinein. Manche Autoren mögen eher einen sachlicheren Stil. Verstellen sollte sich niemand. Wichtig ist es, sich zu vergegenwärtigen, dass sich wildfremde Menschen für das interessieren, was man schreibt. Sie investieren Zeit und Energie. Das ist ein Geschenk und man sollte etwas an seine Leserinnen und Leser zurückgeben.

 

Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf unser soziales Zusammenleben – wie wird die Pandemie deine Art Geschichten zu erzählen verändern?

Erstaunlicherweise hatten die intensiven Eindrücke der pandemischen Folgen für mich zuerst eine hemmende Wirkung: das Erlöschen meiner Kreativität. Als würde sich die bizarre Leere in den Straßen in meinen Gedanken spiegeln wollen. Die Realität ist trivialer als die Fiktion. Und härter. Nachdem ich den Corona-Blues überwunden hatte, sprudelten die Ideen dann aus mir heraus. Die Zeit des Lockdown habe ich im Kurzthriller „Die Krone und das Mädchen“ verarbeitet. Was ich deutlicher als je zuvor gespürt habe, ist, dass es einen Preis für Kreativität gibt. Und diesen Preis muss man im Voraus entrichten. Vielleicht werden wir alle im nächsten Jahr Heile-Welt-Schnulzen schreiben wie nach dem Krieg, als das Genre des Heimatfilms florierte. (Ich habe wirklich lauter apokalyptische Visionen im Kopf 😉 .

 

Neben deinem Autorenleben arbeitest du in einem Start-Up. Angenommen, du schläfst nachts noch: Welche Aufgaben als Selfpublisher im Publikationsprozess gibst du bereits ab bzw. welche würdest du zukünftig noch gerne abgeben?

Acht Stunden pro Nacht muss ich schon schlafen (Autor lacht mit ausgeruhten Kräften 😉 . Ich bin auch eher ein langsamer Schreiber, der am liebsten in Cafés auf dem Smartphone seine Ideen festhält oder in der U-Bahn (mit all dem Lärm und Trubel um mich herum). Die Pionierarbeit erfolgt unterwegs, die Ausarbeitung schließt sich dann am Schreibtisch an. Ich habe keine eigenen Vorgaben, wie viel ich am Tag schreibe und lasse mich vor allem in der Entstehungsphase eines Romans gerne treiben.

Die Sichtbarkeit ist das größte Problem eines Selfpublishers. Die eigene Zielgruppe zu finden und zu verstehen, ist eine komplexe Angelegenheit, die man nicht nebenbei erledigen kann. Social-Media-Arbeit behandele ich immer noch stiefmütterlich – zumindest aber bin ich jetzt auf Facebook und Instagram zu finden 😉 .

Meine Sprünge über Genregrenzen hinweg erleichtern die Suche nach meinem Publikum nicht unbedingt. Aber es ist ein Weg, den ich gehen muss: das Schreiben ohne ein kreatives Korsett. Natürlich gehe ich der Lesbarkeit willen auch Kompromisse ein. Aber Spannung muss aus der Improvisation erfolgen. Die Lust am Experiment ist bei mir immer da. Doch ist Improvisation die schlechteste Wahl? Es ist wie kurz nach dem Einzug in die neue Wohnung, wenn ein Umzugskarton als Tisch dient. Alles ist neu, aufregend. Wenn erst alles eingerichtet ist, herrscht Langeweile. Meine Romane sollen sich wie ein fortwährender Umzug anfühlen.

 

Deine Titel sind in verschiedenen Ausgabemedien erhältlich. Denkst du bereits beim Schreiben an das optimale Format? Wenn ja, was wären für dich die Unterschiede in der Manuskriptentstehung für Print, eBook oder Audiobook first?

Ich schreibe normalerweise sehr kompakte Bücher, die weniger als 300 Seiten umfassen. Ich liebe die Novelle und die Kurzgeschichte. Für beide Formate ist das Ebook eine sehr gute Option. Ich veröffentliche aber immer wenn möglich auch als Taschenbuch. Die Cover, die mein Bruder Ingo gestaltet, sind so klasse, dass ich die Taschenbücher in den Händen halten will. Er ist Grafikdesigner und gibt meinen Büchern ein Gesicht. Ich habe vollstes Vertrauen in ihn. Zusammen mit meiner Mutter, die fast alle Fehler findet, ist er auch für das Lektorat verantwortlich. Wir drei sind ein eingespieltes Team. Ingo hatte zudem die Idee, „Spreeblut“ und die „ISombies“ als Hörbücher zu produzieren. Bei „ISombies“ habe ich die letzten Episoden auf David Nathan zugeschnitten. Das war eine wechselseitige Beziehung und hatte Einfluss auf die Geschichte. Ich war selbst im Tonstudio und habe mitgefiebert, ob die Geschichte funktioniert. Ein erhebendes Gefühl, wenn man miterlebt, wie das, was man zu Papier gebracht hat, von einem Meister seines Fachs zum Leben erweckt wird. Das gilt auch für den Mystery-Thriller „Spreeblut“, der von der großartigen Franziska Pigulla vorgetragen wurde, die leider viel zu früh verstarb. Ihre Interpretation hat verändert, wie ich meine eigenen Romanfiguren sehe.

 

Warum hast du dich für tolino media entschieden?

Das liegt ganz klar an der kontinuierlichen Unterstützung durch Tolino-Media. Persönliche Antworten, unaufdringlich gehalten, das direkte Anschreiben, das Tipps und Hilfen einschließt. Die Promotion meiner doch sehr schrillen „ISombies“ hat mich beeindruckt. Da ist Neugierde, Offenheit und Wertschätzung zu spüren, die nicht immer von Verkaufszahlen getrieben ist und auch mal das Künstlerische in den Mittelpunkt stellt. Das ist außergewöhnlich!

 

Bücher von Karsten Krepinsky

Weitere Informationen zu Karsten Krepinsky und seinen Büchern findet ihr auf seiner Website, Facebook und Instagram.

Unsere Autorin des Monats im September: Corinne M. Spoerri

Autorin des Monats: Corinne M. Spoerri

Angela Huber
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