Eine Frage, die man unserem Gastautor Martin Krist immer wieder gerne stellt: Kannst du vom Schreiben leben? Kann er. Seit mehr als 20 Jahren. Wie das funktioniert, erklärt er hier.
Auf die Antwort will man wissen: Wie hast du das bloß geschafft? Indem ich gute Thriller schreibe.
Na gut, ganz so einfach ist es dann leider doch nicht gewesen, denn das Talent, einen verdammt guten Roman zu schreiben, genügt alleine – anders als so manche Autorenratgeber es weismachen wollen – heutzutage nicht mehr aus, um als Autor erfolgreich zu sein.
Fast noch wichtiger ist PR, und zwar ein Marketing, das langfristig wirkt. Denn in der Regel bleibt es nicht bei dem einen Buch, es werden weitere folgen. Es ist von Vorteil, wenn sich über den Thriller hinaus auch der Autor als Person – besser: Persönlichkeit – in den Köpfen der Leserinnen und Leser verankert, sodass er auf dem immer schneller rotierenden Buchmarkt auf Anhieb wiedererkannt wird. Es geht also um ein Image. Konkret: Markenbildung.
Drei Faktoren sind meiner Meinung nach wichtig dafür.
Ein verdammt gutes Buch
Ist das nicht ein Widerspruch zu meiner eingangs getätigten Behauptung? Jein.
Was ich damit sagen möchte: Als Autor sollte man nicht jedem erfolgreichen Trend hinterherhecheln, der gerade durch die Buchhandlungen getrieben wird – ich sage nur: »Gone Girl« -, in der Hoffnung, damit ebenfalls einen Bestseller zu landen. Das kann durchaus funktionieren, wie man anhand Aberdutzender Psychothriller mit einem »Girl« – neuerdings auch: »Woman« – im Titel sieht.
In diesem Fall allerdings sind sowohl Buch als auch Autor einer von vielen und austauschbar. Will man das? Als Autor sollte man seine eigenen Themen finden, eigene Geschichten, eine eigene Sprache. Nur so entwickelt man ein eigenes Image.
Ich für meinen Teil hatte schon immer eine Affinität zum urbanen Leben, Subkulturen und Milieus, Techno und House, Punk und Hiphop, Tattoos und Piercings, Erotik und BDSM, Rotlichtmilieu, Pornografie.
Als Journalist und Redakteur, nach unermüdlicher Recherche und mit einer Vielzahl Reportagen entwickelte ich mich zum Experten für diese Themen. Kaum dass ich mich vor inzwischen mehr als zwanzig Jahren als Schriftsteller selbstständig machte, verfasste ich Sachbücher darüber, außerdem Biografien über Tattoo-Theo, Nina Hagen, Sido, Kurt Cobain, Pornfighter Long John, den erfolgreichsten Pornodarsteller Deutschlands.
Es war nur konsequent, dass ich auch mit meinen Thrillern in die Subkulturen und Milieus eintauchte: urban, abseitig, schmutzig, hart. Das macht meine Romane glaubwürdig, authentisch, realistisch – typisch Martin Krist.
Eine Redakteurin des Berliner Kurier titelte nach der Lektüre meines Romans »Drecksspiel«: »Martin Krist ist der wirklich böse Bube unter den deutschen Krimi-Schreibern.«
Verdammt gute Optik
Noch heute bin ich der Redakteurin dankbar für ihre Worte, legten sie doch den Grundstein für meine weitere Autorenbiografie, die ganz auf dieses »Böse Buben«-Image ausgerichtet ist.
Meine Covergrafikerin Anke Koopmann (www.Designomicon.de) entwickelte für meine Bücher ein CI, deren Motive eine ebenso urbane, abseitige, schmutzige, harte Assoziation wecken.
Außerdem fand sie eine nicht minder aussagekräftige Autorentypo, die in Zusammenspiel mit den Titelmotiven ein sofortiges Wiederkennen nicht nur meiner Bücher, sondern auch von Martin Krist garantiert.
Verdammt gutes Auftreten
Damit nicht genug, bemühe ich mich als Autor ebenfalls um ein unverwechselbares Auftreten.
Bei einem professionellen Shooting für Pressefotos entstand daher ein urbaner Look, der sich fortan durch meine Öffentlichkeitsarbeit, meine Website, meinen Auftritt in den sozialen Medien zieht.
Zu jeder Zeit erkennt man mein Berlin, meine Arbeit, meine Recherchen, meinen Alltag, meine Leidenschaft für Bücher, für das Schreiben, für das urbane Leben – und man erkennt Martin Krist wieder.
Fazit
Natürlich ist diese »Markenpflege« gerade in Bezug auf Instagram, Facebook, Twitter sehr zeitaufwendig. Aber zum einen komme ich, gerade weil ich meine Bücher auch in Eigenregie herausgebe, um Öffentlichkeitsarbeit nicht umhin. Zum anderen ist Social Media auch eine Form der Leserbindung. Ich lasse meine Leserinnen und Leser Anteil haben an meinem Autorenalltag.
Selbstverständlich liegen auch nicht jedem Autor solch abseitige Themen, und nicht jeder hat die Zeit für umfassende Markenpflege bzw. Leserbindung. Aber darum geht es nicht.
Was ich sagen möchte: Als Autor sollte man sich treu bleiben.
Falls es nicht auf Anhieb mit dem Erfolg klappt – nicht sofort aufgeben. Nicht gleich das Image, die Optik, die Themen wechseln.
Glaubt an euch!
Martin Krist, geboren 1971, lebt als Schriftsteller in Berlin. Er arbeitete viele Jahre als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. Seit 1997 ist er als Schriftsteller tätig. Nach mehr als 30 Sachbüchern schreibt er seit 2005 Krimis und Thriller. Zuletzt von ihm erschienen: »Hexenkessel«, Band 1 seiner Freak City-Reihe, sowie »Böses Kind« und »Stille Schwester«, die ersten beiden Thriller der Henry Frei-Serie.
Ihr wollt noch mehr Infos zum Thema Autorenmarke? Dann verpasst nicht die Inforunde von Martin Krist auf der Leipziger Buchmesse: Am Freitag, 22. März, um 11:30 erzählt euch Martin Krist am tolino-media-Messestand (Halle 5, D301) mehr!
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Sehr guter Artikel. Macht Mut.