Unsere Autorin des Monats Oktober schreibt unter ihrem Klarnamen Katrin Rodeit Krimis. Weil das Ermorden von Menschen auf Dauer recht anstrengend und mitunter auch langweilig wurde, beschloss sie, als Julia K. Rodeit ihre romantische Seite zum Vorschein zu bringen. Dabei entführt sie ihre Leserinnen und Leser an traumhafte Orte auf dieser Welt. Im Interview erzählt sie uns, wie sie die beiden Genres unter einen Hut bekommt und warum sie vom Verlag zu Selfpublishing wechselte.
Du schreibst unter deinem Klarnamen und unter dem Pseudonym Julia K. Rodeit. Die Namen sind sich sehr ähnlich – warum hast du trotzdem entschieden, sie zu trennen?
Bisher habe ich unter meinem „richtigen“ Namen, Katrin Rodeit, ausschließlich Krimis geschrieben. Mittlerweile sind sechs Stück erschienen, fünf davon in Verlagen, einer im Selfpublishing. Wenn die LeserInnen jetzt also ein Buch von Katrin Rodeit kaufen, erwarten sie automatisch einen Spannungsroman mit einer starken Frau als Ermittlerin. Clever, mag man meinen, hat sie ja schon Stammleser, die dann automatisch den Liebesroman kaufen. Aber stellt euch mal die Überraschung vor, wenn ihr den Fernseher einschaltet, weil ihr einen „Tatort“ sehen möchtet, und statt Jan Josef Liefers oder Klaus J. Behrendt flimmert „La La Land“ über den Bildschirm … Das finden die meisten weniger lustig.
Um also die Liebesromane klar von den Krimis zu trennen, habe ich mich zu einem Pseudonym entschieden. Das war eine schwere Geburt, denn es sollte ein wohlklingender Name sein, der das Genre vermuten lässt. Er musste möglichst einmalig sein und einen Wiedererkennungswert haben. Ich habe mir das Hirn nach einem passenden Namen zermartert und mir die unmöglichsten Namen ausgedacht. Nur, um jeden davon wieder zu verwerfen.
Schließlich bin ich strategisch an die Sache herangegangen und dann war es eigentlich ganz einfach. Ein ungewöhnlicher Name. Nun, den hatte ich ja schon! Und einen Vornamen? Klar, da gibt es ja noch den zweiten Vornamen. Auf das K wollte ich aus nostalgischen Gründen nicht verzichten und daraus wurde dann Julia K. Rodeit. Die Leserinnen und Leser wissen bei einem „Rodeit“ in etwa, was sie erwartet. Nur, dass Katrin weiterhin für Krimis steht, während man von Julia Liebesromane erwarten darf.
Bei deinen „Krimi meets Liebesroman“-Lesungen liest du dafür wiederum aus beiden Genres. Wie kann man sich so einen Abend vorstellen?
Das ist eine spannende Sache, denn es soll ja nach Möglichkeit für jeden Gast etwas dabei sein. Ich trenne die Lesungen ein wenig voneinander ab und habe mir jetzt etwas Besonderes überlegt. Zwei Autorinnen erfordern zweierlei Menschen auf der Bühne. Also liest zuerst die knallharte Krimi-Autorin in Lederjacke mit Totenkopf und Giftflasche auf dem Tisch aus „Tödliches Serum“. Dabei erzählt sie auch zur Entstehungsgeschichte des Buches, über ihre Recherche zu Giften und beantwortet natürlich Fragen. Dann gibt es eine kurze Pause, während der es eine Verwandlung gibt, denn danach sitzt die sanfte Liebesromanautorin im Sommerkleid mit einem Glas Wein auf der Bühne und liest Passagen, die in der wildromantischen Toskana spielen. Natürlich erzähle ich auch dazu, wie es zu all dem gekommen ist und beantworte auch Fragen. Und dann hoffe ich einfach, dass wir alle zusammen einen spannenden und kurzweiligen Abend haben werden.
Für viele Selfpublishing-AutorInnen ist ein Verlagsvertrag das große Ziel. Deine Autorenkarriere begann im Verlag, dann hast du ins Selfpublishing gewechselt. Warum hast du dich für diesen Weg entschieden?
Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, weil da mehrere Faktoren eine Rolle gespielt haben. Zum Einen hat es mich gereizt, etwas Neues auszuprobieren. Dann habe ich festgestellt, dass ich viel flexibler auf die Wünsche meiner LeserInnen eingehen und diese auch schneller umsetzen kann. Zudem bin ich mein eigener Herr und niemandem Rechenschaft schuldig. Das hört sich nach viel Freiheit an. Ist es auch.
Allerdings birgt das auch Gefahren, denn oft neigen Menschen dazu, sich und ihr Können zu überschätzen. Es ist ja nicht damit getan, eine schöne Geschichte zu entwerfen und Buchstaben aufs Papier zu bringen. Da gehört eine ganze Menge mehr dazu. Ich habe mir genau überlegt, welche Dinge gemacht werden müssen, und mich dann gefragt, was davon ich wirklich kann. Und was eben nicht. Für diese Aufgaben habe ich mir Spezialisten gesucht, die ich dafür bezahle, dass sie diese Arbeit besser machen, als ich es jemals könnte. Dazu gehört zum Beispiel, dass niemals ein Buch von mir veröffentlicht werden wird, das kein professionelles Lektorat und Korrektorat erfahren hat. Dafür kenne ich meinen eigenen Text zu gut und Fehler würden mir nicht mehr auffallen. Worin ich eine absolute Niete bin, ist Grafikdesign. Ein von mir selbst entworfenes Cover? Ihr würdet keine Bücher mehr von mir lesen wollen, weil allein der Buchdeckel dilettantisch aussehen würde.
Mittlerweile macht es mir Spaß und ich kann mich auf das konzentrieren, was ich kann: das Ausdenken und Schreiben von Geschichten. Den Rest machen die Profis, so dass mir mehr Zeit für meine Leserinnen und Leser bleibt, mit denen ich in regem Austausch stehe. Denn es gilt ja nicht allein, die Leser bei der Stange zu halten, sondern auch neue zu gewinnen. Deshalb frage ich schon einmal um Rat, was sie haben möchten, und versuche, das so gut es geht in die Romane zu integrieren.
Deine Romane spielen an deinen „Sehnsuchtsorten“, z.B. in der Toskana und auf Mallorca. Wie recherchierst du dafür?
Man kann nur über die Orte schreiben, die man selbst gut kennt. Ein Ort ist nicht nur Landschaft und Häuser. Ein Ort lebt. Er vermittelt ein Gefühl, eine bestimmte Stimmung. Das kann man nicht recherchieren, dazu muss man selbst dort gewesen sein und das auf sich wirken lassen. Und diesen Ort natürlich mögen. Denn wenn ich eine Stadt oder Landschaft leblos oder gar scheußlich finde, hat sie für mich auch keinen Zauber, den ich im Roman einfangen könnte. Und genau darum geht es doch neben der Geschichte. Ich möchte nicht nur ein Bild vor dem inneren Auge des Lesers entstehen lassen, sondern darüber hinaus die Stimmung vermitteln. Nach Möglichkeit soll er beim Lesen die Bienen summen hören, sehen, wie der Wind durch Wiesen und Wälder streicht, und den Duft von wildem Rosmarin oder Thymian in der Nase haben, wenn er einatmet. Lesen ist etwas sehr Sinnliches und für mich müssen möglichst viele Sinne angesprochen werden.
Aus diesem Grund versuche ich auch, immer landestypische Speisen in meine Romane einzuarbeiten und die Leserinnen und Leser mit Rezepten zu überraschen, so dass sie am Ende, wenn sie das Buch zuschlagen, auch einmal das Pesto kochen können, das Nonna in Navello auf den Tisch gebracht hat.
Warum tolino media?
Mit tolino media habe ich die Möglichkeit, noch mehr LeserInnen zu erreichen, egal, in welchem Format sie ihre eBooks lesen. Natürlich spielt auch der persönliche Kontakt zum tolino media-Team eine große Rolle. Für eure engagierten Ideen und die kompetente und schnelle Hilfe bei Fragen ein großes Dankschön!
- Die Gewinnertitel – tolino media Newcomerpreis 2022 - 19. September 2022
- Shortlist 2022 – tolino media Newcomerpreis - 7. September 2022
- Longlist 2022 – tolino media Newcomerpreis - 20. Juli 2022
Ein interessantes Interview mit einer sympathischen Autorin!