Ein gutes Autorenporträt ist essenziell: Egal, ob es darum geht, sich auf seiner Autorenwebsite, in den sozialen Medien oder bei Gastbeiträgen auf Fremdseiten qualitativ hochwertig und professionell zu präsentieren, oder ob man hochaufgelöstes Bildmaterial für die gedruckte Presse- und Medienarbeit benötigt. Die Autorin Mary Cronos hat deshalb zu diesem Thema einen Beitrag für euch geschrieben!
Eigentlich hätte ich zu diesem Thema gern während der Leipziger Autorenrunde auf der Leipziger Buchmesse geglänzt und meine Kolleginnen und Kollegen ins rechte Licht gesetzt – mit einem kleinen Fotostudio to Go und einem Crashkurs, worauf es bei einem guten Autorenfoto ankommt. Ein Fotoshooting kann ich virtuell nicht bieten, aber zumindest ein paar Gedanken zum Thema „Autorenporträt“!
Was macht das Autorenporträt zu etwas Besonderem?
Sein Motiv und seine Intention. Ein Porträt ist generell so viel mehr als nur das Format einer Personennahaufnahme, mehr als das klassische Bewerbungsfoto. Und gerade das Autorenporträt sollte genauso eine Geschichte erzählen, wie die AutorIn, den/die es abbildet.
Es geht nicht darum, seriös und vertrauenswürdig auf diesem Porträt auszusehen – es sei denn, man schreibt seriöse Fach- und Sachbücher, von deren AutorIn genau das erwartet wird. Vielmehr geht es um Sympathie, Authentizität, Wiedererkennung und im Idealfall die Assoziation mit dem richtigen Genre.
Deshalb gibt es eine Vielzahl an Dingen, um die man sich als AutorIn vor dem Fotoshooting Gedanken machen sollte – im Idealfall gemeinsam mit dem/der FotografIn.
Der Fragenkatalog:
- Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Welches Image meiner selbst will ich vermitteln?
- Welche Stimmung/Welche Genre-Assoziationen will ich erzeugen?
- Welche meiner Lieblingskleidungsstücke unterstützen diesen Eindruck?
- Habe ich Accessoires, die nicht ablenken, aber die Stimmung/das Genre betonen?
- Passen zu mir und meinen Büchern Outdoor- oder Indoorbilder?
- Habe ich eine konkrete Location vor Augen oder sollen es Bilder einen neutralen Hintergrund haben?
Am besten haben Sie sich bereits vor der Kontaktaufnahme mit einem Fotografen Ihrer Wahl über diese Fragen Gedanken gemacht – beziehungsweise vor dem Abenteuer „Selfie-Fotoshooting“. Vor dem großen Tag des Fotoshoots – egal mit wessen Hilfe – gibt es aber noch mehr, auf das dringend geachtet werden sollte. Vieles der folgenden Liste mag trivial und selbstverständlich klingen, ist es aber leider nicht.
Check der Äußerlichkeiten:
- Haare gewaschen und frisiert?
- Ein leichtes Make-up hilft – selbst wenn es nur das Abpudern eines glänzenden Gesichts ist
- Kleidung gebügelt?
- Zähne, Fingernägel etc. sauber?
All das sind Dinge, die eine FotografIn, der/die sich sicher in Photoshop bewegt, korrigieren kann. Allerdings wird die Qualität des Endergebnisses immer darunter leiden und vor allem die AutorIn unter der Rechnung, denn solche Arbeiten sind zeitaufwendig und damit teuer.
Besser vorher vor dem heimischen Spiegel alles kontrollieren. Ganz so, als stünde einem DAS Date bevor.
Übrigens: An dieser Stelle will ich von Ihnen keine „Das hilft bei mir auch nicht mehr“-Kommentare hören. JEDER Mensch hat eine Schokoladenseite. Wenn Sie Ihre noch nicht gefunden haben, dann sind Sie noch nicht dem passenden Fotografen begegnet.
Nun wissen Sie also, was Sie mit Ihrem Porträt vermitteln und ausdrücken wollen, und Sie haben sich versichert, dass Sie alles Ihnen Mögliche für ein gelungenes Äußeres getan haben. Damit sind Sie dem eigentlichen Fotoshooting schon verdächtig nahe.
Darum folgen an dieser Stelle ein paar Tipps zur „richtigen“ Haltung.
„Richtig“ ist hier ein dehnbarer Begriff, denn zum einen ist die für das Bild ideale Haltung ja von den Antworten abhängig, die Sie sich ganz am Anfang gegeben haben. Zum anderen hängt viel auch von den eigenen körperlichen Möglichkeiten ab.
Auf der Suche nach der Schokoladenseite.
Wie ich bereits erwähnte, hat jeder eine Schokoladenseite. Diese süße Tatsache hat vor allem mit unserem natürlichen Streben nach Symmetrie zu tun. Den meisten Menschen gefällt intuitiv ein symmetrisches Gesicht besser.
In der Beautyfotografie wird deshalb bei einer direkten Frontalaufnahme oft die „hübschere Hälfte“ gespiegelt. Perfekte Symmetrie – und vollkommen übertrieben.
Aber tatsächlich ist es so, dass eines unserer Augen immer etwas größer ist als das andere. Meist gibt es auf Fotos den Ausschlag, ob bei einer leicht seitlichen Aufnahme dieses Auge vorn oder weiter hinten im Bild ist.
Doppelkinn versus Schildkröte.
Ich kämpfe selbst auf jedem Bild gegen mein Doppelkinn und weiß, wie sehr man es sich für Fotos fortwünschen kann. Es gibt aber einen guten Trick – jenseits von Selfies aus der Vogelperspektive –, um das leidige Ding zumindest zu reduzieren: Die Schildkröte.
Gerade bei Bildern, die primär von vorn gemacht werden, funktioniert sie gut. Ihr Hals ist beweglich, nutzen Sie das! Schieben Sie Ihr Kinn nach vorn (Achtung! Nicht nach oben, das wirkt eitel/ arrogant). Diese Geste streckt ihren Hals.
Wenn sie ein wenig von der Seite fotografiert werden, können Sie den Kopf zusätzlich etwas nach unten neigen. So verbergen Sie zusätzlich einen Großteil des Halses.
Warten an der Bushaltestelle.
In einem Autoren-Fotoshooting können durchaus auch Ganzkörperbilder entstehen – oder zumindest solche, auf denen mehr zu sehen ist als auf einem klassischen Porträt. Nun gilt es erst recht, die richtige Haltung zu finden. Die Schultern sollten nicht hängen, der Rücken nicht in sich zusammengesunken sein. Auf der anderen Seite ist es nicht das Ziel, die Autorin so steif und hölzern abzubilden wie zu Zeiten der frühen Antike.
Die Lösung entdeckten schon die alten Griechen: Ein Bein wird zum Standbein, das zweite ist locker und entspannt, die Hüfte leicht zum Betrachter/Fotografen gewandt – ebenso oder stattdessen auch die Schulter. So entsteht eine lässige, vorteilhafte Haltung – ähnlich der entspannten Haltung beim Warten an einer Haltestelle.
Alle Hände voll zu tun.
Aber wohin jetzt mit den Händen? Hier hängt natürlich viel davon ab, welchen Eindruck Sie vermitteln wollen. In jedem Fall ist es nicht sinnvoll, ihre Arme einfach hängen zu lassen. Was am passendsten ist, sollten Sie – zum Beispiel mit Hilfe Ihrer Fotografin – herausfinden. Ein Tipp als Beispiel dafür, dass es oft auf Kleinigkeiten ankommt:
Wollen Sie locker und cool wirken, ist es verlockend, die Hände in die Hosentaschen zu stecken. Das kann tatsächlich genau diese Wirkung erzielen. Allerdings ist dem nicht so, wenn sie ihre Hände komplett (und am besten noch beide) in den Taschen versenken. Besser ist es, entweder nur die Daumen in die Hosentaschen einzuhaken und den Rest der Hände draußen zu lassen oder umgekehrt wenigstens die Daumen herausschauen zu lassen.
So enden nicht zwei Armstümpfe plötzlich in einer an der Hüfte sehr gut gefüllten Hose. Stattdessen entsteht Dynamik.
Das alles waren Hinweise, die Sie bis zu einem gewissen Grad auch allein umsetzen können – oder zumindest mit einem mehr oder weniger freiwilligen „lebenden Stativ“ (besser bekannt als Ehemann, beste Freundin, Kollege oder, oder, oder). Besonders in einer Zeit, in der Smartphones mit vier Linsen ausgestattet sind und 4K-Videos und hochaufgelöste Fotos möglich machen, wird immer häufiger die Frage gestellt:
Was kann ein Fotograf, was ich nicht kann?
Das kommt selbstverständlich auf Ihre Fähigkeiten und die des/der Fotografen/in an. Grundsätzlich gilt, dass ein/e FotografIn nicht nur für all diese Details, von denen ich in diesem Artikel spreche, ein Auge, sondern zusätzlich die passende Technik parat hat und weiß, wie er sie benutzen muss, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Ein/e gute/r FotografIn findet Ihre Schokoladenseite, hilft Ihnen dabei, das optimale Setting für die Fotos zusammenzustellen, und berät Sie ehrlich. Am Ende stellt er/sie Ihnen eine ganze Reihe von hochwertigen, hochaufgelösten Bildern zur Verfügung, die Sie vielseitig nutzen können – digital und gedruckt, scharf und ideal belichtet.
Und wie findet man so einen Fotografen?
Die Möglichkeiten sind zahlreich: Natürlich ist das Fotofachgeschäft eine gute erste Anlaufstelle. Lokale, selbstständige FotografInnen haben ein Studio, verschiedene Hintergründe und Blitzsysteme. Sie sind dadurch besonders für ein Studiofotoshooting sehr geeignet.
Darüber hinaus ist es nicht schwer, zahlreiche Fotografinnen und Fotografen im Web zu finden. Wenn Sie sich hier umschauen, empfiehlt es sich, die Suche zu konkretisieren. Es gibt viele Bereiche der Fotografie und nicht jede/r FotografIn bietet Porträtfotografie an – zumal spezifisch für AutorInnen. Suchen Sie zuerst in ihrem Umkreis, für viele unserer Zunft ist es allerdings auch kein Problem, eine weitere Strecke für ein längeres Shooting zurückzulegen. Hier gilt: Gefallen Ihnen die Arbeiten eines/r Fotografen/in? Dann fragen Sie einfach an.
Und damit erwähne ich ganz nebenbei einen weiteren wichtigen Aspekt. Vor dem Erteilen des Auftrags sollten Sie
- das Portfolio des/r FotografIn checken
- klar abklären, was der Shooting kosten wird und was in diesem Preis inbegriffen ist
- nach Meinungen bisheriger Kunden Ausschau halten
Um für Punkt zwei ein paar Beispiele zu geben:
Gibt es im Vorfeld ein Beratungsgespräch? Wird auf konkrete Wünsche eingegangen? Wo findet der Shooting statt? Ist eine Outdoor-Location möglich? Entfallen Anfahrtskosten? Wie viele Bilder sind im Preis enthalten und welchen Umfang haben die erteilten Nutzungsrechte (privat, öffentlich, kommerziell? Zeitlich und lokal begrenzt oder dauerhaft? Digital und/oder Print? Ist die Nutzung in den Social Media inklusive)?
Wenn sowohl Sie als auch ihre/n FotografIn nun informiert und vorbereitet sind, kann es losgehen.
Ein letzter Tipp noch: Achten Sie bei Ihrer Bildauswahl auf eine ausgewogene Mischung aus Quer- und Hochformaten (und Bildern, die für ein quadratisches Format – wie z.B. Instagram – geeignet sind).
Mary Cronos ist selbst Autorin, Podcasterin und freischaffende Künstlerin in den Bereichen Fotografie, Coverdesign und Buchillustration. Ihr Fotografie-Portfolio können Sie unter www.colors-of-cronos.studio einsehen. Über aktuelle Termine und Neuigkeiten können Sie sich auf ihrem Blog www.cronos-post.news informieren.
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