Stephanie Mattner engagiert sich für deutschsprachige Lyrik und gründete dazu 2013 SternenBlick. Dieses Projekt bietet viele Möglichkeiten für Autorinnen und Autoren: Veröffentlichen in Anthologien, veranstalten von Lesungen und sich untereinander Vernetzen. Über die aktuelle Ausschreibung und die Stellung der Lyrik im eBook-Markt sprach Stephanie Mattner mit uns.
1 | Welchen Stand hat die Lyrik aktuell im deutschen eBook-Markt?
Eine gute Frage! Sicherlich hat Lyrik nach wie vor noch eine unterrepräsentierte Rolle im eBook-Markt. Was vor allem daran liegen mag, dass Lyrik nicht für die Massen ist, sondern für die (erfreulicherweise aktuell) wachsende Zahl an Liebhabern des gebundenen Wortes. Diese haben zumeist lieber ein gedrucktes Exemplar in der Hand. Mit meinem Publikationsprojekt „SternenBlick“ versuche ich jedoch immer beide Varianten zur Verfügung zu stellen. Für alle Liebhaber, die auch unterwegs alle Anthologien und Autorenbände dabei haben wollen, bietet ein E-Reader mit sämtlichen Ausgaben sicherlich eine ‚tragbare‘ Alternative.
Nicht nur eBooks sind im Lyrikbereich problematisch, sondern auch das Ansehen des Lyrikers, der seine Wortkunst als Selfpublisher in den Handel bringt. Ich glaube in keinem anderen Genre sind die Strukturen noch immer so starr wie hier. Nur wer im Verlag (am Besten in einem der wenigen, die renommiert sind) veröffentlicht hat, findet im Literaturbetrieb Beachtung. Das hat mich schon immer gestört. Dieses starre Denken will ich mit „SternenBlick“ ein Stück weit aufbrechen. Bewusst habe ich mich bisher entschieden, „SternenBlick“ als gemeinnütziges Publikationsprojekt zu führen und nicht als Verlag, was mir größere Freiheiten gibt in der Herangehensweise und Gestaltung. Manchmal begebe ich mich auf die Suche nach neuen Autoren und stoße dabei hin und wieder auf selbst verlegte Bücher (Print/E-Book), die mich in ihrer Qualität überzeugen. So der Autor/die Autorin dann eine Kontaktadresse angegeben hat, melde ich mich gern und berichte von „SternenBlick“ und aktuellen Ausschreibungen.
2 | Bereits 500 Autorinnen und Autoren haben bei SternenBlick veröffentlicht. Welches Konzept steckt dahinter?
Seit Mitte 2013 möchte „SternenBlick“ den zeitgenössischen Poeten Möglichkeiten eröffnen, ihre Werke zu veröffentlichen und das auf einfache Weise und zu einem gemeinnützigen Zweck. Dafür schalten wir mehrfach im Jahr zu verschiedenen Themen Aufrufe im Internet. Inzwischen erreichen uns über tausend Einsendungen (wie kürzlich für die Haiku-Anthologie „Unruhige See(le)“, die noch im Juni erscheinen wird). Neben den Büchern, die entstehen, mögen die AutorInnen aber vor allem auch die „SternenBlick-Community“. Viele AutorInnen begleiten uns nun schon seit einigen Jahren und so sind wir ständig im Austausch über die sozialen Netzwerke, per E-Mail oder vor Ort bei einer unserer Lesungen – und damit immer auch „näher dran an den poetischen Herzen“.
3 | Und Alles auch noch für den guten Zweck! Wie genau sieht der karitative Ansatz von SternenBlick aus?
Der karitative Ansatz war uns von Anfang an sehr wichtig, daher spenden wir die Verkaufserlöse von jedem Buch, das mit „SternenBlick“ entsteht. Da erfahrungsgemäß nicht jedes Buch immer gleich stark gekauft wird, haben wir uns schnell entschieden, immer bis 500 Euro zu sammeln und dann die Summe an eine Hilfsorganisation auszuschütten. Dabei liegt unser Fokus meistens auf Organisationen, die mit ihren Einnahmen Kinder in Notsituationen unterstützen. Eine dieser Organisationen war „Kinderlachen e.V.“, der wir insbesondere durch unsere erste Anthologie „Ein Gedicht für ein Kinderlachen“ helfen konnten.
4 | Bis 15. Juni können auch neue Autorinnen und Autoren Texte für das Jahrbuch einreichen. Was sind Ihre Kriterien?
Unser Jahrbuch 2017 steht unter dem Themenspektrum „Aufbruch – Beginn – Neuanfang – Veränderung“ und wir freuen uns über die Einsendung von bis zu 3 Gedichten (auch Haiku) und/oder eine Kurzgeschichte mit rund 10.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) über das Formular auf unserer Webseite (sternenblick.org/ausschreibungen).
5 | Welche Wünsche und Ziele haben Sie für die Zukunft?
Im Grunde bin ich sehr begeistert über alles, was aus dieser kleinen Idee „SternenBlick“ über die Jahre geworden ist. Wie viele Menschen sich noch immer für einen guten Zweck einsetzen – nicht nur die AutorInnen, sondern auch KünstlerInnen, die unsere Bücher unverwechselbar gestalten, Unterstützer, wie die Erzählwerkstatt in Wien, die bereits zwei unserer Anthologien vertont hat und alle anderen Helfer, die die Idee hinter „SternenBlick“ in die Welt hinaus tragen. Ich wünsche mir weitere wundervolle AutorInnen kennenlernen zu dürfen und noch viele Bücher realisieren zu können.
- Autor des Monats: Inka Loreen Minden - 1. Juni 2018
- Autorin des Monats: Frida Luise Sommerkorn - 1. Mai 2018
- Der Selfpublisher Verband im Interview: Vera Nentwich. - 11. Dezember 2017