Die ersten Plätze in den Bestsellerlisten ist er gewohnt, in den Kategorien Suspense und Psychothriller rangiert er meistens auf Platz 1. Viele Auszeichnungen schmücken seine Vita. Bestseller-Autor L.C. Frey ist ein Pseudonym des deutschen Schriftstellers Alex Pohl und sehr bekannt für seine Krimis und Horrorthriller.
1 I Herr Frey, Halloween steht vor der Tür. Eigentlich ein passendes Thema für Ihr Genre, um Marketing zu betreiben. Wie sehen Ihre Marketingstrategien aus? Nutzen Sie den Trend um Halloween?
Ja, wundervoll, nicht? Nasskalte Stürme treiben tote Blätter durch die Straßen. Ideales Schreib- und Lesewetter also, zumindest wenn man über einen Wasserkocher und ausreichend Tee verfügt. Ach herrje, Marketing. Das betreibe ich inzwischen kaum noch aktiv, gottlob. Elf Romane haben da wohl ihre Spuren bei den Lesern hinterlassen. Aber tatsächlich werde ich diesmal eine Halloween-Aktion machen, allerdings auf freundliche Anfrage seitens Tolino Media. Wir werden meinen Horrorthriller »Draakk« in den Tagen um Halloween besonders günstig anbieten.
2 I Wenn man Ihre Bücher liest, kann man schon mal Angst bekommen. Haben Sie auch Gruselmomente beim Schreiben?
Danke sehr, dann habe ich offenbar irgendetwas richtig gemacht. Gruselmomente habe ich mehr als genug, hauptsächlich, wenn ich den Erstentwurf überarbeite. Aber Spaß beiseite, ja, durchaus. Ich möchte nicht unbedingt in der Haut meiner Protagonisten stecken.
3 I Ihre Bücher sind Bestseller. Worauf kommt es an, wenn man Horrorthriller schreiben möchte? Haben Sie ein paar Tipps für Anfänger?
Die richtige Musik beim Schreiben ist wichtig, alles andere ist optional. Und man sollte sich ausreichend bewegen, ein paar Gewichte stemmen oder Spazierengehen.
Davon abgesehen glaube ich, dass jeder Autor anders tickt. Ich selbst lese recht viel, kenne aber auch ein paar sehr erfolgreiche Kollegen, die ihre Inspiration fast gar nicht aus anderen Büchern beziehen. Manche schauen noch nicht einmal Fernsehen. Keine Ahnung, wo die ihre Stories herhaben.
Noch ein Beispiel: Ich kann mir nur schwer vorstellen, ein Buch ohne ein strukturelles Konzept zu beginnen, meist sind das um die zehn Seiten pro Buch, eine Art grobes Drehbuch oder Fahrplan, der sich dann im Laufe des Schreibens noch zigmal ändert. Aber auch da gehen die Ansichten auseinander, manche schreiben einfach drauflos und heraus kommt ein Meisterwerk. Das habe ich bisher nur ein Mal probiert, bei mir kam eine Science-Fiction-Kurzgeschichte heraus, und ob die ein Meisterwerk ist?
Meiner Meinung nach sollte man sich als Einsteiger jeden Tipp holen, den man kriegen kann und dann herausfinden, was für einen selbst funktioniert. Das ist ein bisschen wie ein Werkzeugkoffer. Der sollte gut gefüllt sein mit jeder Menge gut gepflegter Werkzeuge. Aber dass man den Koffer besitzt, heißt nicht, dass man ständig alle Werkzeuge einsetzen muss. Auf einen Nagel passt nun mal ein Hammer am besten und keine noch so gut geölte Kettensäge. Vermutlich habe ich diese Metapher auch irgendwo geklaut, aber sie stimmt jedenfalls.
Ach ja, und: Schreiben, Schreiben, Schreiben! Da führt kein Weg dran vorbei.
Scheuklappen sind auch wichtig: Wenn du feststellst, dass Schreiben dein Ding ist, lass es dir auf keinen Fall ausreden, mach es einfach und halte die Klappe, solange es nur ein »Projekt« ist. Zeig dein Buch erst anderen, wenn es auch wirklich ein Buch ist, das heißt ein erstes, lesbares Manuskript. Das furchtbar sein wird, aller Wahrscheinlichkeit nach. Dann lass die Kritik auf dich einprasseln, lächle und dann überarbeite das Ding, bis es so knapp und auf den Punkt ist wie möglich. Dann schick es zum Lektor und anschließend zum Verlag oder bring es selbst raus. Ein Jahr später wirst du es sowieso zum Davonlaufen finden. Aber da steckst du ja schon mitten im nächsten Buch.
4I Wie und wo schreiben Sie? Müssen es besondere Orte zur Inspiration sein oder schreiben Sie auch „nur“ am Schreibtisch?
Das ist saisonal unterschiedlich. Im Sommer schnappe ich mir den Laptop und ziehe damit in der Wohnung herum, schreibe überall, wo sich ein ruhiges Plätzchen findet, bevorzugt auf dem Balkon oder in der Küche bei offenem Fenster. In der kalten Jahreszeit stelle ich das Ding auf meinen Schreibtisch, schließe es an meine Model M-Tastatur und schreibe da, dann hört man im ganzen Haus, dass ich arbeite. Das Ding ist fast so laut wie eine Schreibmaschine.
Wenn ich mal nicht weiterkomme und einen Inspirationsschub brauche, gehe ich raus. Das passiert wenigstens alle zwei Tage. Wenn das nicht hilft, mache ich Sport oder trommle ein bisschen auf meinem Schlagzeug oder meiner Gitarre herum. Um es mal frei nach Aaron Sorkin zu sagen: Neunzig Prozent der Schreibzeit rennt man sowieso nur mit dem Kopf gegen die Wand. Aber die anderen zehn Prozent — süß wie Honig!
Ich habe auch mal versucht, in einem Café zu schreiben wie Jo Rowling, das ging überhaupt nicht. Eine Stunde, fünf Kaffee und null Seiten später bin ich irgendwo hingegangen, wo es ruhig war und musste erstmal mächtig aufs Klo. Ich bin wirklich superleicht abzulenken.
5 I Könnten Sie sich vorstellen, ein anderes Genre auszuprobieren? Wenn ja, welches?
Ja, und habe ich auch schon, in einem gewissen Rahmen. Da gibt es neben den »normalen« Thrillern auch welche, die übernatürliche Elemente haben, also zum Beispiel die Jake-Sloburn-Reihe und Draakk mit seinen Horrorelementen, und besagte Science-Fiction-Shortstory. Auf mein Konto geht auch eine Liebesschnulze unter dem Pseudonym Ina Straubing. Einige meiner geplanten Projekte lehnen sich genremäßig sogar noch weiter aus dem Fenster, zum Beispiel bastele ich mit meiner Freundin hin und wieder an ein paar Büchern für Kinder und Jugendliche. Da muss ich nur aufpassen, dass sie nicht zu gruselig werden, sonst bekomme ich Ärger.
Mehr zu L.C. Frey findet ihr auf seiner Webseite. Mehr Beiträge aus der Kategorie „5 Fragen an…„
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