Claudia Toman_Coverdesign

Coverbriefing: Die Arbeit mit DesignerInnen

Gut gebrieft ist halb veröffentlicht, sagt Coverdesignerin Claudia Toman gerne. Denn als Buchcoverdesignerin ist sie davon abhängig, wie gut ihre KundInnen ihre Bücher einschätzen und im Coverbriefing auf den Punkt bringen können.

Coverdesign: Briefing statt Manuskript

Die erste Frage, die ich oft zu hören kriege, wenn ich erzähle, was ich so mache ist: Oh, liest du denn die ganzen Bücher, bevor du ein Cover machst? Die Antwort ist nein, das macht keine GrafikerIn, das wäre ja auch gar nicht bezahlbar. Bei sehr gut bezahlten Aufträgen lese ich bei Bedarf schon mal in eine Leseprobe rein, wenn ich ein Gefühl für den Tonfall oder die Figuren bekommen möchte. Aber meistens mache ich das Cover basierend allein auf dem Briefingfragebogen. An diesem Punkt ernte ich oft erstaunte Blicke. Ein Briefing? Ich dachte, du zeichnest oder fotografierst einfach eine Szene aus dem Buch. Nein, auch das nicht. Klar gibt es Cover, für die eigens eine Illustration angefertigt wird oder wo es ein Fotoshooting gibt, aber auch das ist ziemlich teuer und aufwändig. Die meisten Cover werden mit Stockmaterial erstellt, also Bildern aus Bilddatenbanken, für die Nutzungslizenzen erworben werden. Manchmal gestaltet man mit einem einzigen Bild oder Bildausschnitt, manchmal macht man Collagen aus mehreren Bildern. Aber immer ist es dabei wesentlich zu wissen, wonach man eigentlich suchen soll.

Bevor ich also anfangen kann, nach Material zu suchen, brauche ich Informationen über das Buch. Diese bestehen aus drei Teilen: Information, Technik und Inhalt.Coverdesign_Traumstoff

Information: Das müssen eure DesignerInnen wissen

Zeit ist Geld und Effizienz ist wichtig. Je weniger Zeit man als Grafikerin damit verbringt, nachfragen und nachhaken zu müssen, desto mehr Zeit kann man in das Coverdesign stecken. Daher frage ich erstmal alles ab, was ich für die Zusammenarbeit brauche. Kundendaten, Rechnungsadresse, Umsatzsteuernummer, Autorenname (der ja oft ein Pseudonym ist), genauer Titel, etwaige Untertitel, Genrebezeichnung, Preis, ob irgendwelche Buttons (wie etwa Sammelband, Sonderedition, Tolino-Bestseller) aufs Cover sollen. Je vollständiger ich diese Daten bekomme, desto weniger Emails braucht es nachher. Ganz wichtig ist an diesem Punkt, dass die KundInnen, wenn sie das Cover in Auftrag geben, bereits wissen, wie Autorenname und Titel lauten. Und nein, das ist nicht selbstverständlich. Ich hatte schon öfters in Aufträgen das Problem, dass der Titel noch nicht feststand oder noch mehrmals geändert wurde. Das führt zwangsläufig zu Problemen. Denn der Titel ist das wichtigste Element überhaupt für die Covergestaltung. Ist er lang, ist er kurz, welche Stimmung vermittelt er, wie setzt man ihn am Besten in Szene? All das wird komplett über den Haufen geworfen, wenn das Buch statt „Das strahlende Lächeln der Frau von der Diskonttankstelle“ plötzlich „Diesellaster“ heißt.

Technik: Wo veröffenlicht ihr eure Bücher?

Buchcoverformate sind leider kein bisschen standardisiert. Amazon möchte etwas anderes als die tolino-Shops, jeder Distributor hat eigene Vorgaben und bei Printcovern ist sowieso alles möglich. Wünschenswert für ein gutes Coverbriefing wäre daher auch, dass die KundInnen sich im Vorfeld über die verschiedenen Anbieter, Veröffentlichungsmöglichkeiten und ihre Printvorstellungen informieren. Weil GrafikerInnen nicht automatisch auch MarketingexpertInnen sind. Ich kann jedes beliebige Format gestalten, aber auf die Frage „was ist denn üblich?“ weiß ich auch keine Antwort, weil es ja immer davon abhängt, wo, mit welchen Zielen und Vorstellungen veröffentlicht wird. Daher frage ich im Coverbriefing auch die gewünschten Dienstleister, Formate, ISBN und Druckereivorgaben ab. Oft sind diese Informationen noch nicht vollständig, weil das Buch noch im Lektorat ist und die genaue Seitenzahl (wichtig für die Breite des Buchrückens) noch nicht feststeht. Da lassen sich Kompromisse machen. Absolut wesentlich ist jedoch, an diesem Punkt entschieden zu haben, ob es ein reines E-Book oder auch ein Printbuch werden soll und bei welchem Anbieter es angeboten werden wird. Weil ein Printcover von Anfang an anders angelegt wird als ein E-Book, da denke ich zB den Rücken und die Rückseite schon mit, achte auf drucktaugliche Farben und brauche unter Umständen hochauflösenderes Bildmaterial. Das nachträglich zu ändern kann zu unnötigen Kosten führen, die man vermeiden kann, wenn man diesen Punkt von Anfang an überlegt.

Inhalt: Um was geht es in eurem Buch?

Das ist natürlich der wichtigste Teil des Briefings. Und als AutorIn oder Verlag sollte man sich vor dem Coverauftrag die wichtigste Sache überlegen: Platzierung. Wo soll das Buch stehen? Was wären auf einem Büchertisch die unmittelbaren Nachbarn? Natürlich ist jedes Buch ein Einzelstück und es kann schwierig sein, nicht in dieser Individualität, sondern im größeren Rahmen zu denken. Aber die Kaufentscheidung bei Büchern wird ganz, ganz stark von dem Prinzip „so etwas wie …“ bestimmt. LeserInnen, denen eine Geschichte mit einem psychisch kranken Serienkiller, einem dämonischen Milliardär oder einer einsamen Singlefrau gefällt, suchen gerne nach ähnlichem Lesestoff. Daher ist die Einordnung die wichtigste Sache überhaupt. Festlegung des Genres und ähnliche Bücher. Natürlich brauche ich hier auch einen Klappentext und gegebenenfalls ein Exposé, sowie diverse Details über die Figuren. Falls diese auf dem Cover zu sehen sind, wäre es gut, zu wissen, wie sie aussehen, falls das in der Geschichte eine Rolle spielt. Welche Gegenstände, Symbole oder Orte kommen vor und könnten vielleicht auf dem Cover zu sehen sein? Gibt es Farbvorstellungen wie pink oder keinesfalls pink oder geht es noch etwas pinker? Soll es eher illustriert sein oder ein Fotocover? Und dann die entscheidende Frage: Welche Cover im gleichen Genre gefallen dem Kunden oder der Kundin? Denn Geschmack ist ein wesentliches Kriterium. Das schönste und passendste Buchcover kann schlicht daran scheitern, dass es nicht den Geschmack derer, die es in Auftrag geben, trifft. Natürlich sucht man sich die DesignerInnen nach deren Portfolio aus, aber gute GrafikerInnen zeichnet nicht ein „Stil“ aus, sondern dass sie alles Gewünschte gestalten können. Es ist also in meinem Briefing sehr wichtig, Beispiele zu liefern. Nicht um sie zu kopieren, sondern um die Richtung festzulegen.

Wer seine Designerin mit all diesen Informationen versorgt, wird feststellen, dass die gemeinsame Arbeit am Buchcover ein absolutes Vergnügen ist.

Claudia Toman lebt als Autorin, Träumerin und Gestalterin in Wien. Unter dem Pseudonym Anna Koschka hat sie selbst erfolgreich Romane veröffentlicht. Seit 2014 entwirft sie mit dem Label Traumstoff Designs für Bücher. Sie ist bekanntermaßen ein Opfer der sozialen Netzwerke, Serienjunkie, Katzenbesitzerin, Liebhaberin zweiter Frühstücke und Mitglied in Dumbledores Army. Mehr Info: traumstoff.at

Ihr wollt noch mehr zum Thema Coverbriefing und Coverdesign wissen? Dann verpasst nicht Claudia Tomans Inforunde auf der Frankfurter Buchmesse: Donnerstag, 11. Oktober, 12 bis 13 Uhr an unserem Stand (Halle 3.0, H2).

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