Lesungen im Buchhandel – Netzwerken, Vermarkten und Motivationsschub inklusive

„Vor Weihnachten nicht vermarktbar.“ Wer solche Absagen von Verlagen und Literaturagenturen bekommt, vergräbt sein Manuskript am besten. Jedenfalls, wenn er einen Roman geschrieben hat, der für die Weihnachtszeit gedacht war. Ich habe mich stattdessen zum Selfpublishing entschlossen, weil ich einfach wissen wollte, ob nicht doch am Ende der Leser das letzte Wort behält.

Noch bevor ich das erste Exemplar meiner „Festtagsgäste“ in der Hand hielt, ging ich bei Thalia in Bielefeld vorbei. So erfuhr ich den Namen der Ansprechpartnerin für Lesungen und schrieb am gleichen Tag eine Mail dorthin. In den Wochen danach war ich in weiteren Buchhandlungen unterwegs: Unter anderem in Bünde, Herford und Bad Oeynhausen. Lauter Städte in Ostwestfalen, die nicht weiter als eine gute halbe Stunde von meinem Wohnort Bielefeld entfernt sind, weil man als Selfpublisher die meisten Bücher in Kommission dort persönlich abgibt.

Nicht überall hat man mich mit offenen Armen empfangen. Es gab Buchhändler, die sich nie wieder gemeldet haben und auch jene, die es rundheraus ablehnten, Exemplare zu übernehmen. Aber mit Absagen gehe ich inzwischen anders um als früher. Denn was bei Verlagen und Agenturen für Absagen gesorgt hatte, schien woanders zu gefallen – zum Beispiel bei der Leserunde von LovelyBooks. Es ist ein „etwas anderer Weihnachtsroman“, ja, aber genau das sorgte für positive Rezensionen. Und die wiederum wurden auch von den Buchhändlern gelesen. Ein weiteres Highlight im September war die Zusage für zwei Lesungen in der Vorweihnachtszeit. Geholfen hat wohl auch die ausführliche Berichterstattung in der Lokalpresse und den Anzeigenmagazinen in meiner Heimatregion.

Kurzfristig bekam ich im November die Möglichkeit, meinen Roman in der Mayerschen Buchhandlung bei einem Abend für Kundenkarten-Inhaber vorzustellen – in Bünde, wo ich geboren wurde und das Interesse am größten war. Anja Zozmann, die Filialleiterin, sagte mir, dass sie die „Festtagsgäste“ gern in ihrem Geschäft anbiete: „Ich freue mich über eine abwechslungsreiche Buchlandschaft.“ Gut, dass es diese Generalprobe vor meiner ersten Lesung bei Thalia Ende November gab! Als ich dort einen größeren Stapel von Exemplaren meines Romans entdeckte, bekam ich weiche Knie. Aber Martina Fiß, die stellvertretende Filialleiterin, beruhigte mich: „Sie machen das schon.“

Gemeint war die Lesung im Café am nächsten Tag, zu der Freunde und Bekannte kamen und auch Menschen, die ich nie zuvor gesehen hatte. Nach einer sehr netten Anmoderation durch eine erfahrene Thalia-Mitarbeiterin war meine Aufregung schnell verschwunden. Später schrieb Frau Fiß mir, dass die Veranstaltung bei den Kunden sehr gut angekommen sei: „Wir haben schon öfter sowohl neuen als auch erfahrenen regionalen Autoren im Rahmen unserer Café-Lesungen eine Plattform zur Vorstellung ihrer Bücher gegeben. Daher war ich sicher, dass Ihre Lesung bei uns ein Erfolg wird und wir auch Ihr nächstes Buch bei uns vorstellen und verkaufen werden.“ Wenn das keine Motivation ist, wieder eifrig in die Tasten zu hauen und den Schluss meines nächsten Romans zu schreiben! Mit etwas Glück schaffe ich es diesmal hoffentlich, früh genug vor dem Druck des offiziellen Veranstaltungsprogramms „Treffpunkt“ fertig zu werden.

Nach dem Auftakt bei Thalia folgte eine weitere Lesung in einer unabhängigen Buchhandlung. Dass der Vorverkauf in der Bünder LeseEcke gut laufen würde, hatte ich gehofft, weil mich ringsherum noch viele Menschen kennen. Mit ungefähr 30 Karten hatte ich aber doch nicht gerechnet – und auch nicht damit, dass zum Schluss ein paar Küchenstühle herbeigeholt wurden. Weil eben doch nicht nur alte Bekannte und Nachbarn von früher kamen, sondern auch Kurzentschlossene und Unbekannte.

Meine letzte Bücherkiste von Books on Demand hat sich schnell geleert. Auch mit dem normalen Verkauf über den Buchshop bin ich sehr zufrieden. Seit Ende November hat er sich erstaunlich gut entwickelt, und es könnte damit zusammenhängen, dass ich zur selben Zeit meinen Roman für den Tolino hochgeladen habe. Innerhalb weniger Tage hatten ihn sehr viele Leser für sich entdeckt, viel mehr, als ich je erwartet hatte. Mit Sicherheit hat es mit tollen Werbemöglichkeiten wie tolino select zu tun. Auch darüber freuen sich Buchhändler: Wer das eBook kennt und mag, verschenkt vielleicht auch das gedruckte Buch zu Weihnachten.
Übrigens wird der Roman aus dem schönen Ostwestfalen auch anderswo gelesen. Etliche Tolino-Leser wohnen Österreich, meine erste Rezensentin lebt in der Schweiz und eine weitere in Liechtenstein. Auch das ist ein sehr schöner Ansporn, mit der neuen Geschichte weiterzumachen, die an die „Festtagsgäste“ anknüpft.

Fazit:

Nicht alles war einfach, aber mein größter Weihnachtswunsch hat sich erfüllt. Mit einem Roman, der professionell lektoriert ist und ein Cover hat, das neben Verlagstiteln bestehen kann, darf man sich ruhig auch allein auf den Weg machen.

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2 thoughts on “Lesungen im Buchhandel – Netzwerken, Vermarkten und Motivationsschub inklusive

  1. Herzlichen Glückwunsch zu den erfolgreichen Lesungen!

    Darf ich fragen, ob Sie von den Buchhandlungen eine Vergütung erhalten haben?

    Viele Grüße

    1. Hallo Herr Geraedts,

      nein, aber ich hatte auch nicht danach gefragt. Grund: Es ist mein erster Roman, und es waren meine ersten Lesungen. Erst mal wollte ich testen, ob mir so etwas überhaupt liegt (ja!). Trotzdem habe ich mich über einen Blumenstrauß, eine Erinnerungs-Tasse, eine gute Flasche Wein usw. gefreut – einfach, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Und ein bisschen verdient man ja auch an den verkauften Büchern mit.

      Viele Grüße
      Anke Schläger

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