Reichlich Spice, eine Menge Bad Boys aber auch gesunde Portion Ehrlichkeit: Passend zum düsteren November, beehrt uns Drucie Anne Taylor mit ihren Dark Romance Büchern als Autorin des Monats. Seit mehr als 10 Jahren entführt Drucie Anne Taylor ihre Leserschaft in Romanreihen wie Rosier Academy, Dynasty of Sinners oder Their sinister Kingdom.
Warum Dark Romance nicht immer düster sein muss, wie Schreiben Selbstheilung sein kann und warum Drucie Anne Taylor Plot-verflucht ist, erfahrt ihr im Interview.
Du schreibst unter anderem Dark Romance oder auch etwas düstere New Adult-Romane. Was ist dir hier für die Umsetzung wichtig? Worin siehst du die Chancen des Genres? Und was sollte dabei beachtet werden?
Für die Umsetzung ist mir immer gute Recherche wichtig. Wenn ich beispielsweise über psychische Erkrankungen schreibe, lese ich mich in das Thema ein, denn leider werden diese oft falsch dargestellt. Ich finde, gerade bei psychischen Erkrankungen besteht die Chance des Genres darin, darüber aufzuklären und auch mit Missverständnissen aufzuräumen, jedoch klappt das nur, wenn sie nicht mehr völlig falsch dargestellt werden – und leider ist es oft so, dass diese als Gründe dafür hergenommen werden, dass Figur X ein abgrundtief böser Mensch ist. Deshalb ist Recherche das A und O, das nie zu kurz kommen darf. Auch darf meiner Meinung nach so manches nicht romantisiert werden, wie es manchmal passiert. Gerade im amerikanischen Raum – ich lese bevorzugt englischsprachige Bücher – passiert es oft, dass gewisse Dinge, die wirklich heftige Traumata auslösen, als etwas Tolles dargestellt werden. Und hier setze ich eine Grenze, denn diese Dinge sind alles andere als das.
Ich spreche mich allerdings auch nicht davon frei, es früher anders gehandhabt zu haben, aber mit den Jahren, die ich nun als Autorin tätig bin, bin ich auch älter und reifer geworden. Ich meine, ich habe mit 26 Jahren als Autorin angefangen, heute bin ich 37 und das ist schon ein ziemlich großer Unterschied, was den Reifegrad betrifft. Dark Romance muss per se nicht immer nur düster, brutal und gruselig sein, sondern kann über so vieles aufklären, das in der Gesellschaft immer noch verharmlost, manchmal auch extrem aufgebauscht oder in den Medien völlig falsch dargestellt wird.
Ebenso verhält es sich bei New Adult. Ich bekomme dahingehend oft die Kritik, dass die Protagonisten sich kindisch verhalten würden, aber es wird gern vergessen, wie man selbst als 18-20-jähriger junger Erwachsener war. Wir waren unsicher, wir haben uns kindisch verhalten und hatten die Weisheit definitiv nicht mit Löffeln ... ihr wisst schon. Wir waren unreif und doch gab es Dinge, an denen wir gewachsen und mit denen wir erwachsen geworden sind. Ich finde, wenn wir AutorInnen mehr Mut zur Wahrheit haben, was diese ganzen Unsicherheiten angeht, durch die wir damals auch gegangen sind, würden die Bücher etwas ehrlicher werden und vielleicht auch für junge Leser*innen Lösungswege aufzeigen.
Biker, Mafiosi, Cagefighter oder intrigante Rich Kids – wie bestimmst du die Themen deiner Bücher - was sollte dabei nicht fehlen?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich nehme mir nicht vor, dass ich nun Thema XY abarbeiten muss, sondern schreibe in erster Linie, worauf ich gerade Lust und wozu ich eine oder gleich mehrere Ideen habe. Das können mal Biker, mal Cagefighter, Mafiosi oder auch die intriganten Rich Kids sein. Dabei darf vieles nicht fehlen. Ob es eben der Protagonist mit der sehr harten Schale und dem weichen Kern ist, oder die Protagonistin, die sich aus einem toxischen Umfeld befreit – gern auch andersherum, weil es muss nicht immer die »Jungfrau« in Nöten sein, auch der Mann darf gern gerettet werden. Es muss für mich immer alles nachvollziehbar sein, so als würde man sich selbst auch in den Protagonisten oder die Protagonistin verlieben. Für mich ist es wichtig, dass die agierenden Figuren eine Wandlung durchmachen, dabei ist es egal, ob der Brummbär zum Traummann oder die Zicke sanftmütig wird. Jemand Kluges hat mal gesagt, dass es nicht auf das Happyend, sondern auf den Weg dorthin ankommt, und das finde ich gerade bei Romance in allen Facetten sehr passend.
Gibt es bestimmte Charakterzüge, die dir bei deinen Protagonist*innen besonders wichtig sind?
Mir ist über die Jahre aufgefallen, dass meine männlichen Protagonisten immer positive Charakterzüge meines Mannes haben, egal, ob es in den düsteren oder den romantischen Geschichten so ist, die guten Eigenschaften haben sie von meiner besseren Hälfte. Oft haben sie seine Wärme, die Geborgenheit, die er ausstrahlt, und auch die Tatsache, dass er ein unerschütterlicher Fels in der Brandung ist. Diese Eigenschaften sind mir gerade bei den männlichen Figuren wichtig, weil sie der sichere Hafen der Protagonistinnen sein sollen. Bei den Damen merke ich, dass sie oft Eigenschaften von mir haben. Manchmal sind sie sehr sarkastisch oder eben auch unsicher, weil ich die zweite Eigenschaft durch jahrelanges Mobbing während meiner Schulzeit nicht abgelegt habe. Für mich ist das Schreiben meiner Geschichten auch ein Stück weit Selbstheilung, denn manche Wunden brauchen sehr lange, um zu verheilen.
Deine Bücher fesseln deine Leser*innen von der ersten Seite an. Hast du Geheimtipps für einen packenden und emotionalen Erzählstil?
Ich schreibe seit über zehn Jahren so, wie mir der Schnabel gewachsen ist, und oft auch über Dinge, die ich selbst erlebt habe – natürlich nicht alles, aber ich verarbeite viele meiner Erlebnisse in meinen Büchern. Wenn man über etwas schreibt, mit dem man sich auskennt, oder man es eventuell selbst erlebt hat, kommen die Emotionalität und Spannung von ganz allein. Schreibt man beispielsweise Dark Romance muss man schon wissen, wie man die Nerven der LeserInnen ein wenig strapaziert, damit sie am Ball bleiben. Ich habe vor ewigen Zeiten, als ich noch ein Neuling in der Autorenwelt war, den Tipp gelesen, dass man jedes Kapitel mit einem Cliffhanger enden lassen sollte, sodass man quasi gezwungen ist, weiterzulesen, weil man sich sonst die ganze Zeit fragt, was als Nächstes passieren wird. Ich setze es zwar nicht immer um, aber bei all meinen Romanen bemühe ich mich, es zu tun, damit die Geschichten packend und emotional sind.
Ich denke, wenn ich als Autorin beim Schreiben und Überarbeiten der Geschichte weine, lache, wütend auf eine der Figuren bin oder gar die Welt verfluche, die ich erschaffen habe, kommt das auch bei den Leser*innen an und reißt sie mit. Und ich mache wirklich oft sämtliche Emotionen durch, wenn ich an einem meiner Bücher sitze.
Überraschen dich deine Charaktere manchmal? Lässt du ihnen in dem Fall freien Spielraum – oder schreibst du lieber strikt nach Plot?
Manchmal ist gut. Ich glaube, ich habe nur einmal strikt nach Plot geschrieben und das ging komplett schief. Nicht nur, dass mir das Schreiben schwerfiel, weil mir die gewisse Freiheit gefehlt hat, sondern kurz vor Abgabe schmierte mir auch noch die Festplatte ab. Seitdem sage ich, dass ich Plot-Verflucht bin, und schreibe einfach drauf los. Klar notiere ich mir Stichpunkte, aber ich mache keine komplette Auflistung, was alles vorkommen muss. Das bremst mich aus. Deshalb werde ich sehr oft von meinen Protagonisten überrascht, weil von 100% Buch etwa 90% Freestyle sind.
Du verzeichnest bereits sehr viele Veröffentlichungen. Wie gestaltest du deinen Schreiballtag? Wie lange brauchst du in der Regel für ein Buch?
Ich glaube, ich gehöre zu den wenigen Menschen, die gar keinen Alltag haben. Manchmal fange ich erst nachmittags an zu schreiben, gelegentlich schreibe ich nachts oder ich sitze schon in aller Herrgottsfrühe am Schreibtisch. Das ist sehr unterschiedlich, zumal ich dreifache Mutter bin und auch für meine Jungs da sein will. Sie sollen nicht von mir denken, dass ich lieber arbeite, als Zeit mit ihnen zu verbringen, denn für mich stehen meine Kinder immer an erster Stelle. Ich kann einen guten Tag haben, dann schreibe ich auch gut und gern mal zehntausend Wörter, aber es gibt eben auch die schlechten Tage, da tut gefühlt jedes zweite Wort körperlich weh und es wird einfach nichts mit dem Tagesziel, das man sich setzt.
Es kommt immer auf die Geschichte an, an der ich gerade schreibe. Meistens bin ich mit der Rohfassung innerhalb eines Monats fertig, aber bis ich alles gescheit überarbeitet, eventuell noch mal verfeinert und auch erweitert habe, können schon mal ein paar Monate ins Land gehen. Allerdings schreibe ich immer parallel an mehreren Büchern, sodass es den meisten gar nicht auffällt, wie lange ich wirklich brauche.
Warum hast du dich für tolino media entschieden?
Ich bin unter anderem sehr begeistert vom Support. Bei tolino media ist es so, dass man eine E-Mail schreibt und meist innerhalb von Minuten eine Antwort hat, die auch wirklich weiterhilft. Auch, dass die Möglichkeit besteht, dass ihr Taschenbücher in den stationären Buchhandel bringt, denn diese besteht zwar auch bei anderen Distributoren, aber ich habe es in meinen Jahren bei diesen nicht einmal erlebt, dass meine Bücher beispielsweise Thalia-Filialen auslagen, was ich bei euch bereits mit dem ersten Taschenbuch geschafft habe, das ich damals hochgeladen habe. Und inzwischen weiß ich, dass meine Bücher in mehreren Filialen ausliegen, was für jede Autor*in im Selfpublishing auch ein gewisser Ritterschlag ist, denn damit helft ihr uns, gesehen zu werden. Und dafür bin ich tolino media sehr dankbar.
Weitere Informationen über unsere Autorin Drucie Anne Taylor findet ihr auf Instagram und Facebook.
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