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Autor des Monats: Michael Hirtzy

Michael Hirtzy erschafft in seinen Büchern fantastische Welten, die zum Träumen und Staunen einladen. Mit seinem Erstlingswerk „Vor dem Abgrund“ belegte er 2020 den 3. Platz beim tolino media Newcomerpreis. Im Interview gewährt uns Michael unter anderem einen spannenden Einblick in seine neue Buchreihe und erzählt uns, welche Eigenschaften seiner Meinung nach einen herausragenden Science-Fiction-Roman ausmachen. 


Kannst du uns einen kleinen Einblick in deine neue Science-Fiction-Reihe „VorTeks" geben? Was können deine Leser*innen erwarten und was hat dich dazu inspiriert, diese Geschichte zu schreiben?

Immer die bösen Fragen gleich zu Beginn 😊. Grundsätzlich versuche ich immer Geschichten zu schreiben, in denen es viele Überraschungen, Wendungen und WTF?! Momente gibt. Wichtig ist mir dabei, dass die Leser*innen aber schon früh miträtseln können und auch Hinweise auf das bekommen, was dann später passiert. Das gibt es auch in der VorTeks-Reihe, die als recht klassisches Science-Fiction Abenteuer beginnt, und im Laufe der Romane dann eine Wendung zum mysteriösen nimmt und zeigt, dass es um weitaus Größeres geht, als man zu Beginn vermuten möchte.

Die Idee zur VorTeks Reihe trage ich schon länger im Kopf. Ich bin mit Serien groß geworden. Mondbasis Alpha 1, alles aus dem Star-Trek-Universum (beginnend mit der Fernsehausstrahlung von Raumschiff Enterprise), UFO, Akte X, Babylon 5, Kampfstern Galactica und viele mehr. Ganz zu schweigen von der wohl größten Science-Fiction Serie der Welt. Perry Rhodan. Schon als ich die Grenze der Dunkelheit fertig geschrieben hatte, saß da der Gedanke bei mir im Kopf, dass es in diesem Universum noch so viel mehr zu erzählen gibt. Und genau das mache ich mit der VorTeks-Serie. Sie zeigt einen weitaus breiteren Rahmen und ein größeres Bild, als es mit einem Einzelroman jemals möglich gewesen wäre.

Welche Eigenschaft muss für dich ein guter Science-Fiction-Roman haben, dass du die Geschichte richtig gut und spannend findest? Gibt es für dich auch No-Gos in diesem Bereich?

Grundsätzlich gilt da, für mich, dasselbe wie bei jedem Roman. Egal aus welchem Genre. Das Universum und die Charaktere müssen glaubwürdig und in sich schlüssig sein. Alle Schreibenden dürfen sich ihr Universum schaffen, wie sie wollen. Aber dann sollte das, was dort passiert, auch zu den selbst auferlegten Regeln passen. Abseits davon sollte jeder Science-Fiction Roman, damit er mich packt, ein gewisses Geheimnis in sich tragen. Ich will die Welt und die Ereignisse nicht um die Ohren geschmissen bekommen, sondern die Möglichkeit haben diese – zusammen mit den Charakteren – zu erkunden. Ich will langsam erfahren, was hinter den Ereignissen steckt und selbst mitfiebern können.

No-Gos gibt es natürlich auch. Was mich absolut aus einem Roman rausreißt, sind unsympathische Charaktere. Klar, jeder Protagonist soll Ecken und Kanten haben. Ich schreibe selbst keine strahlenden Heldengestalten und kann diese (ganz ehrlich) auch nicht ausstehen. Ich mag dreckige, fehlerbehaftete und manchmal auch uneinsichtige Charaktere. Aber dann sollte es einen Grund dafür geben, warum sie so sind. Sie sollen sich entwickeln (und das muss nicht immer zum Besseren sein). Aber sie sollten auch etwas Liebenswertes an sich haben. Eigenschaften, die dazu führen, dass ich mehr über sie erfahren will. Mit bösartigen Drecksäcken (sorry für diese Ausdrucksweise) die einfach nur böse sind, weil die Handlung es verlang, kann ich hingegen gar nichts anfangen. Darüber hinaus lehne ich jede Art von Erzählungen ab, deren einziger Zweck es ist Botschaften aus der rechten Ecke zu teilen oder die sich gegen Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit oder grundsätzlich gegen jede Art von persönlichen Freiheiten wenden.

Du schreibst auf deiner Webseite, dass du in deinen Werken gern unterschiedliche Genre miteinander verbindest: Science-Fiction, Phantastik und manchmal auch Horror. Weshalb bietet dieser Mix so viel Potenzial und was stellt insbesondere für dich den Reiz daran dar?

Ich überrasche meine Leser*innen gerne. Und ich werde auch selbst gerne überrascht. Das lässt sich, neben einer spannenden wendungsreichen Handlung, sehr gut erreichen, indem man Elemente aus anderen Genres verwendet. Der Mix erzeugt Spannung und vor allem, Unvorhersehbarkeit. Gerade die Kombination aus Science-Fiction und Horror finde ich besonders interessant. Was sicherlich auch daher kommt, dass ich ein Fan von Alien, das Ding aus einer anderen Welt und Event Horizon bin. Das habe ich nie verheimlicht und die bedrückende und teils völlig hilflose Atmosphäre, die diese Filme zustande bringen, sind für mich etwas, das ich gerne in meinen Erzählungen einbaue. Wichtig ist mir dabei, dass es nicht überhandnimmt.

Das Verfassen von Science-Fiction-Romanen benötigt eine gute Balance aus Vorstellungskraft für das Unbekannte und fundierter Recherche. Wie gehst du hier vor, wenn du dich einem neuen Projekt widmest?

Am Anfang steht bei mir meist das Ende. Es ist wirklich so, dass meine meisten Geschichten damit beginnen, dass ich eine Idee für ein Ende habe. Und daraus überlege ich mir dann, in welchem Rahmen eine Erzählung funktionieren könnte, die zu diesem Ergebnis führt. Dabei kristallisiert sich schnell ein Setting heraus. In welcher Zeit spielt es, an welchen Orten, welche Charaktere brauche ich. Daraus entsteht das Grundgerüst in meinem Kopf. Ich habe dann meist eine grobe Idee, welche wichtigen Handlungsabschnitte es geben sollte und daraus kristallisieren sich dann einzelne Szenen heraus.

Und dann beginnt die Recherche. Im Fall von die Grenze der Dunkelheit hatte ich die "grandiose" Idee ein Raumschiff aus einem anderen Sonnensystem, ohne funktionierenden Antrieb, an einen spezifischen Punkt im Orbit eines speziellen Kleinplanetoiden im Kuiper Gürtel zu bringen. Nur wie? In diesem Fall half mir ein ehemaliger ESA-Mitarbeiter mit recht detaillierten Berechnungen, damit ich schlussendlich wusste, dass das wirklich funktionieren kann.

Manche Dinge recherchiere ich somit, bevor ich zu schreiben beginne. Andere ergeben sich aber oft auch erst im Laufe des Schreibens. Wenn ich, zum Beispiel, draufkomme, dass ich eine Möglichkeit brauche etwas im luftleeren Raum zu verbrennen. Oder herausfinden muss, wie lange ein Raumschiff im Sonnensystem von A nach B braucht, wenn es keine Überlichtschnelle Raumfahrt gibt. Ich versuche, soweit möglich, die Technologie, die ich in meinen Romanen verwende, auf Dingen zu basieren, die es heute schon gibt oder zumindest auf Technik, von denen die heutige Wissenschaft sagt, dass sie theoretisch möglich ist. Allerdings bin ich kein Hardliner. Ich nehme mir auch heraus, die eine oder andere Technik einfach zu erfinden, um das Verständnis der Geschichte für die Leser*innen einfacher zu machen.

Du bist gelernter Buchhändler. Beeinflusst dich deine Ausbildung bei deiner Tätigkeit als Autor?

Beim Schreiben gar nicht. Denn das Letzte, worauf ich Lust habe, ist es, Geschichten zu schreiben die dem Mainstream entsprechen und zu dem passen, was aktuell gerade angesagt ist. Wobei ich mit der Wahl Science-Fiction und Phantastik zu schreiben ja eh auf Genres setze, die vom großteils des Buchhandels eher stiefmütterlich behandelt werden. Ich schreibe somit eh schon in einer Nische, da wusste ich von Anfang an, dass ich meine Leser*innen nicht auf dem konventionellen Weg erreichen werde. Insofern hat mir die Erfahrung als Buchhändler und im Verlagswesen geholfen bewusst die Entscheidung zu treffen, nicht den Weg über einen Verlag zu wählen, sondern ins Selfpublishing zu gehen. Denn nur auf diesem Weg kann ich meine Geschichten so veröffentlichen, wie ich sie für richtig halte. Und das hat nicht nur mit dem Inhalt zu tun, sondern auch mit aufwendigen Covern, dem Buchdesign, dem Schriftsatz und Illustrationen. Wobei es mich umso mehr freut, dass inzwischen die eine oder andere Buchhandlung mich bzw. meine Werke entdeckt hat und meine Bücher direkt im Geschäft präsentiert.

2020 hat dein Titel „Vor dem Abgrund“ den dritten Platz beim tolino media Newcomerpreis gewonnen. Was hat dich damals überzeugt, daran teilzunehmen? Hast du Tipps oder motivierende Worte für angehende Schreiberlinge, die vielleicht ebenfalls geniale Ideen in den Startlöchern sitzen haben, aber einfach nicht wissen, wo sie anfangen sollen – oder sich nicht trauen?

Die Teilnahme am Newcomerpreis war eine einfache Entscheidung. Ich war größenwahnsinnig 😊 Ich hatte damals gerade mein Debüt veröffentlicht und war so überzeugt davon, dass ich mir dachte "Da musst du mitmachen und einen Preis gewinnen!" Wobei die Überschwänglichkeit schnell weg war, als ich in der Longlist festgestellt habe, dass es da eine ziemliche Menge an richtig guten Titel gab, die teilnahmen. Da war es dann schon eine Überraschung in die Shortlist zu kommen und dann eines Tages die Info im Postfach zu haben, dass ich tatsächlich unter die besten 3 gekommen bin. Das freut mich bis heute. Vor allem, da mein Titel "Vor dem Abgrund" ja ebenfalls ein wilder Genre Mix aus Science-Fiction, Dystopie und Thriller ist. Nicht unbedingt dass, womit man am Anfang rechnen, sollte überhaupt eine Chance zu haben.

Tipps für angehende Autor*innen habe ich immer zur Hand. Und drei davon gebe ich gerne weiter:

  1. Höre nicht zu viel auf das, was andere dir sagen. Geh deinen eigenen Weg und zieh es durch.
  2. Schreib das, was dir gefällt, und habe Spaß dabei.
  3. Schreib!

Warum hast du dich für tolino media entschieden?

Die Antwort ist einfach. Ich wollte (und will) mich nicht exklusiv an einen Anbieter binden, sondern meine Geschichten einem möglichst breiten Publikum zugängig machen. Und das funktioniert nun einmal nicht, indem man sich auf einen einzigen Vertriebskanal mit einer Technologie einschießt. Abgesehen davon war mir das Team von tolino media von Anfang an sympathisch. Ich habe bis heute keinen anderen Anbieter gefunden, bei dem Autor*innenanfragen so schnell, kompetent, freundlich und hilfsbereit beantwortet werden. Gerade wenn man neu anfängt, ist dass ein gewaltiger Pluspunkt.

Weitere Informationen über den Autor Michael Hirtzy findet ihr auf Instagram und Facebook.

Unsere Autorin des Monats Juni: Kerstin Rachfahl 

Autorin des Monats: Kerstin Rachfahl

Katrin Fleischmann
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