Unsere heutige Autorin Marlies Lüer bereichert die Buchwelt vor allem mit ihren Fantasyromanen, sowie ihren liebevoll geschriebenen Adventskalendern und gibt die Suche nach "ihren Weihnachten" nicht so schnell auf. Lest diesen Blogbeitrag von ihrem bewegendem Start ins Autorenleben und für ihre ganz persönlichen Tipps rund ums Selfpublishing!
Möchtest du uns kurz schildern, wie es zu einem ersten Buch kam und mit welcher Intention du das Buch verfasst hast?
Mein erstes Buch war „Miras Welt“, das später umbenannt wurde in „Miras Welt – Engelshauch und Kaffeeduft“. Anlass der Titeländerung waren die Folgebände. Ich wollte, dass jeder Titel die „Stimmung“ des jeweiligen Buches widerspiegelt. Der Hintergrund zu Miras Welt ist ein ernster, und vor allem stark autobiografisch geprägt. Ursprünglich hieß das Buch „Lebenslicht“ und war die pure Geschichte meines jüngsten Sohnes. Er war körperlich behindert, autistisch und zuletzt krebskrank und völlig gelähmt. Er starb mit 15 Jahren im Hospiz. Damals war seitens der Verlage die Zeit der „Hurra-wir-haben-den-Krebs-besiegt“-Bücher. Meines fand in der Verlagswelt keinen Platz. Doch ich hatte meinem Kind versprochen, seine Geschichte zu erzählen, ein Buch über ihn zu schreiben. Was tun? Ich machte es „attraktiver“, ich wob eine fiktive Geschichte drumherum und verdichtete Martins Geschichte auf das Wesentliche. Die Protagonistin Mira Mertens ist quasi eine fiktive zukünftige Version meiner Selbst. Es war und ist mir ein Anliegen, den (Aus-)Weg durch tiefste Trauer aufzuzeigen, den Menschen Mut zu machen, zu zeigen, dass es möglich ist, nach dem Tal der Tränen das Licht der Lebensfreude wiederzufinden. Im Buch berichte ich auch von spirituellen Ereignissen, die tatsächlich so passiert sind; einige sind dem Buch zuliebe hinzugedichtet. Das Buch „Miras Welt – Engelshauch und Kaffeeduft“ ist Martins und mein Vermächtnis an die Welt. Das klingt jetzt sicherlich etwas pathetisch, aber es ist nun mal so. Ich habe in den vergangenen Jahren viel Leserpost bekommen. Wildfremde Menschen erzählten mir nach der Lektüre von Miras Welt ihre eigene Geschichte, oder waren dadurch inspiriert worden, selbst aktiv zu werden und anderen Menschen Trost und Hilfe zu bringen, und sei es nur kleine Engelfiguren zu verschenken. Martin und ich haben etwas bewegt! Das macht mich dankbar und demütig. Alles hat seinen tieferen Sinn, auch die dunklen Seiten im Leben.
Neben deiner Lindenhaus-Trilogie liegt ein großer Schwerpunkt deiner Werke im Bereich Fantasy. Wie hast du für dich herausgefunden, dass dies ein Genre ist, in welchem du dich als Autorin wohlfühlst?
Einerseits war ich schon immer ein Fan der Fantasywelt, sei es nun Film oder Buch. Was mich daran so fasziniert und ermuntert, ist die große schöpferische Freiheit, die man als Autor hat. In diesem Genre kann ich aus meiner Quelle schöpfen und bin nur meinen eigenen Grenzen verpflichtet.
Im Genre Fantasy werden gerne ganz neue Welten mit eigenen Regeln erschaffen. Wie können wir uns den Schaffungsprozess deiner Buchwelten vorstellen?
Dieser Prozess gestaltet sich vor allem durch innere Bilderwelten und Gefühle. Ich „sehe“ und erlebe vorab das, was ich schreibe. Mal mit beobachtender Distanz, dann wieder tauche ich ganz und gar ein und bin selbst Teil der Geschichte. Ich muss dann „nur noch“ niederschreiben, was in meinem Geist längst präsent ist. Wobei ich immer wieder feststellen muss, dass Worte eigentlich nicht ausreichen, um das wiederzugeben, was sozusagen in meiner geistigen Welt wirklich geschah. Meistens spielen meine Bücher in einer mittelalterlichen, erdähnlichen Welt, ohne nennenswerte Technik.
Hast du beim Veröffentlichen deines ersten Buches vor bestimmten Herausforderungen gestanden und hast du Tipps für zukünftige Autor*innen diesbezüglich?
Der wichtigste Tipp ist sicherlich der, nicht den DKZV anheimzufallen, den Druckkostenzuschussverlagen. Ahnungslos, wie ich damals war, hatte ich zu solchen Kontakt aufgenommen. Aber zum Glück kam es nicht zu einem Vertrag, weil die Summen für uns unbezahlbar waren. Auch hatte ich mittlerweile durch das Phänomen Selfpublishing Kontakt zu anderen Autoren und bekam Einblick in die Branche. Ein weiterer guter Ratschlag ist, sich Zeit zu lassen und zu erkennen, dass immer noch, nach mehrfacher Überarbeitung, viel zu tun ist am Text. Fehler schleichen sich gern durch die Hintertür ein und eigene fallen viel weniger auf als die Tippfehler in fremden Texten. Wer es sich leisten kann, sollte ein Korrektorat buchen. Allerdings muss ich auch hier zur Vorsicht raten: Es gibt gute und schlechte Korrektoren. Selbiges gilt auch für ein Lektorat. „Jeder“ kann als Freiberufler starten und sagen: Ich lektoriere! Ich korrigiere! Und kann es dann doch nicht … Also: Augen auf! Empfehlungen einholen! Auf jeden Fall erst Arbeitsproben verlangen und vergleichen. Ein weiterer wichtiger Rat ist, das Cover NICHT selbst zu machen. Es sei denn, man ist auch Designer und kennt sich wirklich aus. Das Cover ist fast noch wichtiger als ein guter Klappentext. Es stellt den Erstkontakt mit dem potentiellen Leser her und ist die Visitenkarte der Geschichte.
Unter deinen Veröffentlichungen finden sich auch Lese-Adventskalender. Wie ist diese Idee entstanden und was können sich unsere Leser*innen darunter vorstellen?
Ich hatte gesehen, dass jedes Jahr etliche Weihnachtsgeschichten auf den Markt drängen. Und ich dachte mir, warum nicht als eine Art Adventskalender? Kalorienfrei! Und so schrieb ich selbst eine weihnachtliche Geschichte in 24 Kapiteln. Ich bin immer noch überrascht, dass die Anzahl 24 wie von selbst entsteht beim Schreiben. Es ist also nicht so, dass ich eine Geschichte nachträglich in 24 Abschnitte einteile. Wir kennen ja alle den kindlichen Wunsch, den Adventskalender am liebsten schon vorab zu öffnen, zu schauen, was das nächste Türchen für uns bereithält. Und so ermahnte ich meine Leserinnen immer gern, nur EIN Kapitel pro Tag zu lesen 😊 Einige erzählten mir, dass sie das nächste Kapitel nach Mitternacht beginnen, weil sie es kaum aushalten, die Geschichte nicht am Stück zu lesen. Das hat mich sehr gefreut! Übrigens enden die Geschichten immer inhaltlich an Heiligabend. Insgesamt habe ich von 2014-2018 Lese-Adventskalender geschrieben, also fünf Stück. Leider ist mir im Jahr 2019 das „Gefühl für Weihnachten“ etwas abhandengekommen; ich war in einer Krise, körperlich und geistig sehr erschöpft. Ich musste eine lange Schreibpause einlegen. Bisher habe ich nicht zurückfinden können zur Freude an meinen Lese-Adventskalendern. Ich besuche auch keine Weihnachtsmärkte mehr, die sind mir „zu weltlich“, zu kommerziell. Die Hoffnung, „mein Weihnachten“ wiederzufinden, gebe ich aber nicht auf.
Warum hast du dich für tolino media entschieden?
Offen gesagt liegt der Grund dafür hauptsächlich darin, dass ich bei Amazon quasi unsichtbar geworden bin im Lauf der Jahre. Früher erzielte ich immer monatliche Tantiemen im 3-4stelligen Bereich. Mittlerweile kann ich froh sein, wenn ich überhaupt auf eine dreistellige Zahl komme. Auch Kindle Unlimited funktioniert für meine Bücher kaum noch. Es lohnt sich einfach nicht mehr, mich auf Amazon zu beschränken. Befreundete Autorenkolleginnen erzählten mir, dass sie bei Tolino viel mehr Umsatz erzielen. Andere warnten mich, aus KU hinauszugehen. Doch, was hatte ich schon zu verlieren? In der Tat ist es so, dass ich durch Tolino nun ein Vielfaches an Verkäufen habe. Wofür ich unendlich dankbar bin, denn ich zweifelte schon an mir, bzw. an meiner Konkurrenzfähigkeit. Besonders lohnend sind hier die Preisaktionen für Sammelbände. Ich habe es nicht einen Moment bereut, meine Bücher nun breiter zu streuen und auch die Epub-Leser zu bedienen. Was mir auch sehr positiv auffällt, ist der fähige Support und der stets freundliche Kontakt. Bei Amazon bekommt man ja nur noch schablonenhafte Antworten und dies teils in schlechtem Deutsch. Bei echten Problemen dauert es ewig, bis man Hilfe bekommt. Nicht so bei Tolino! Was ich auch sehr schätze, ist die Möglichkeit, kostenlose, beworbene Preisaktionen zu machen. Bei Tolino fühle ich mich gut aufgehoben.
Weitere Informationen zur Autorin Marlies Lüer findet ihr auf ihrer Website oder Facebook.
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