HC Scherf Autor des Monats tolino media Selfpublishing

Autor des Monats: H.C. Scherf

Sorgfältig recherchiert schickt uns der Autor H.C. Scherf immer wieder mit seinen Büchern in düstere Gefilde. Mal begleiten wir das Duo Liebig/Momsen oder Spelzer/Hollmann auf ihrer Spurensuche und im nächsten Moment jagt Gordon Rabe auch schon einen gefährlichen Killer im Ruhrgebiet. Wenn ihr wissen möchtet, was die Bücher des Autoren mit einem Fitnessstudio verbindet, wer sich des nachts auf Friedhöfen herumtreibt und welche Ansprüche er selbst an seine Bücher stellt, gönnt euch unser Interview mit ihm!


Schon seit vielen Jahren bist du zunächst als Schriftsetzer, dann bei Lokalzeitungen und in der Verlagsbranche mit der Welt des Wortes verbunden gewesen. Gab es für dich einen besonderen Moment, der dich zum Schreiben deines ersten Buches brachte?

Wenn ich eines im Leben gelernt habe, ist es die Tatsache, dass man Probleme ansprechen muss, um sie lösen zu können. Als mich nach dem Einstieg in den Ruhestand mehrere Schicksalsschläge ereilten, fiel ich in ein sehr tiefes Loch, das mich sogar an Lösungen denken ließ, die heute für mich keine Rolle mehr spielen können. Ich erinnerte mich daran, dass ich schon als Kind gerne Geschichten schrieb. Das war die Lösung. In einem meiner ersten Bücher schrieb ich eine Geschichte nieder, deren tiefgründigen Hintergrund nur wenige Menschen, die mir noch blieben, zuordnen können. Als ich aus dem Lektorat und der Leserschaft ein positives Feedback erhielt, war der Grundstein für ein wundervolles Hobby gelegt. Die Zukunft hatte genau in diesem Moment begonnen.

 

Während du unter deinem Klarnamen eher romantisch-komödiantische Bücher geschrieben hast, handeln die Thriller unter deinem Pseudonym H.C. Scherf von eher düsteren und bedrückenden Themen. Wie empfindest du es nun unter einem Pseudonym zu veröffentlichen? Inwiefern unterscheiden sich deine Erfahrungen?

Das Pseudonym H.C. Scherf vereint zwei Vorteile für mich. Niemand, der auf dem Cover den prominenten Namen Harald Schmidt liest, vermutet dahinter eine düstere, spannende Story, ohne den hintergründigen und beißenden Humor des bekannten Moderatoren und Kabarettisten gleichzeitig zu erwarten. Das zu verhindern, war mein Bestreben. Außerdem besitzt der Name H.C. Scherf einen angenehmeren Klang, der mich von Anbeginn faszinierte. Er lässt sich sehr gut einprägen, suggeriert Ernsthaftigkeit. Aus meinem Klarnamen mache ich in der Öffentlichkeit allerdings kein Geheimnis, zumal das sowieso schon früh gelüftet wurde. Ich verstecke mich nicht hinter einem Pseudonym, sondern benutze es ausschließlich aus den genannten und sicher nachvollziehbaren Gründen.

 

Beim Schreiben greifst du auch Thematiken auf, die Menschen im normalen Leben lieber nicht als Realität wahrhaben wollen. Dafür ist viel und gründliche Recherche notwendig. Möchtest du den Leser*innen einen kurzen Einblick in deine Recherche geben? Welchen Stellenwert hat der Recherchevorgang in deinem Schreibprozess?

Bücher werden in der Regel gekauft, um der realen Welt einige Zeit entrücken zu können, den Weg in eine angenehme, manchmal auch bewusst düstere Welt zu finden. Wir suchen darin eine gewisse emotionale Erholung und Ablenkung, da es sich um scheinbare Fiktion handelt. Dabei richten sich die Liebhabereien in die verschiedensten Richtungen. Das nutze ich aus, um wichtige Informationen aus der realen Welt einfließen zu lassen. Ich verstecke Zahlen, Fakten, Infos aus der Rechtsmedizin usw. quasi in der Story und liefere den LeserInnen damit einen Mehrwert, den sie so oftmals nur über ein Fachbuch hätten erreichen können. Kaum von ihnen wahrgenommen, legen sich diese Fakten im Unterbewusstsein ab und hallen sogar Jahre später nach.

Meine Recherche betreibe ich allerdings in den Augen vieler Freunde sehr extrem, da ich mir angewöhnt habe, die Orte aufzusuchen, an denen meine Protagonisten, aber auch die Antagonisten sich aufhalten müssen. Ich möchte Gefühle dafür entwickeln können, was Opfer und Täter genau an diesen Orten spüren. Angst, Euphorie, Panik, Sehnsüchte u. v. m. Nur wenn ich das Gleiche spüre, kann ich es beschreiben, in Worte fassen. Dafür wage ich mich schon einmal auf nächtliche Friedhöfe, in verlassene Ruinen, in Gefängnisse, zu Feuerwehreinsätzen. Ebenso wichtig sind mir die Verhaltensweisen von Menschen, die auch in Nebenrollen in den Büchern erscheinen. Wie verhalten sie sich in bestimmten, alltäglichen Situationen? Wie reden sie miteinander? Ich versuche, meine Figuren authentisch wirken zu lassen, damit die Handlung echt wirken kann. Erst wenn meine Leser die Angst und die Freude meiner Figuren spüren, sogar das Essen riechen können, das ich beschreibe, hat mein Buch den Level erreicht, der es einmalig macht.

 

Die Figuren deiner Buchreihen durchleben viele schockierende Momente. Wie entscheidest du, welche Thematik dein neues Buch behandeln soll? Von was lässt du dich inspirieren?

Meist entscheidet der Zufall, welches Grundthema mein nächstes Buch bestimmt. In der Presse, im TV, in den Nachrichten schnappe ich Fakten zu Verbrechen auf, die mich schockieren. Der wichtigste Grund für mich, das zu recherchieren. Doch gibt es trotz der Vielfalt in der Welt des Verbrechens immer wieder Themen, die mir am Herzen liegen, wogegen sich meine Natur wehrt. Das sind u. a. Missbrauch und Misshandlung von Kindern, eheliche Misshandlung, Organhandel, Zwangsprostitution, Wirtschaftskriminalität u. v. m. Ich muss zugeben, dass die Recherche mich hin und wieder an die Grenzen des Ertragbaren treibt. Würde ich sämtliche Ergebnisse in die Geschichten einfließen lassen, wäre das oftmals zu harter Stoff für meine LeserInnen. Deshalb versuche ich, alles dosiert unterzubringen. Ähnlich betreibe ich die Beschreibungen bzgl. forensischer Untersuchungen, wobei mir dabei sehr nette Fachkollegen aus der Ermittlung und der Rechtsmedizin zur Seite stehen.

 

Das ausgiebige Beschäftigen mit solch düsteren Themen kann bestimmt auch mal auf das Gemüt schlagen. Wie schaffst du dir einen Ausgleich dazu?

Zu Beginn des Schreibens verfolgten mich oftmals vor allem die Recherche-Ergebnisse besonders beim Einschlafen. Doch muss man es ähnlich betrachten wie den Job eines Arztes, eines Feuerwehrmannes oder eines Schlachters. Du lernst, diese Dinge auf die sachliche Ebene zu heben. Mit jedem Buch klappt es besser. Allerdings dürfen LeserInnen nicht dem Irrtum verfallen, dass der Krimi-/Thrillerautor mit der Zeit zum emotionalen Krüppel mutiert. Das wäre falsch und am Thema vorbei. Wir sind sehr feinfühlige Menschen, die das Gespür für spannende Geschichten in sich tragen. Auch der Feuerwehrmann verroht nicht mit den Jahren. Einen Teil meiner psychischen Belastung arbeite ich dreimal in der Woche im Fitnessstudio ab und umgebe mich mit Menschen, die mir guttun.

 

Als Autor hältst du Lesungen deiner Bücher an den unterschiedlichsten Orten - sei es über YouTube, in einer Justizvollzugsanstalt oder auf einer Kreuzfahrt. Möchtest du uns deine Erfahrungen damit schildern?

Bücher zu schreiben gehört mittlerweile bei mir zur Pflicht, um das aus dem sportlichen Bereich zu beschreiben. Lesungen vor Publikum sind die Kür. Allerdings sehe ich Lesungen mit anderen Augen. Oft habe ich mich gefragt, warum Menschen sich stundenlang auf harte Stühle setzen, wenn ein Autor zur Lesung ruft. Was motiviert sie? Ich glaube, dass sie den Menschen hinter dem bekannten Namen besser kennenlernen möchten, seine Motivation zum Schreiben, seine Art zu recherchieren, seine Liebhabereien, Hintergründe zum Geschehen. Zumeist erleben sie eine Vorlesestunde aus dem Titel, den sie sich später sowieso signiert kaufen. Ich habe es mir angewöhnt, die Gäste mit Informationen zu versorgen, die das Buch und den Autor hinter der Geschichte beschreiben. Humor ist dabei ein geeignetes Instrument, um den Abend vielleicht unvergessen zu machen. Etwa ein Drittel der gesamten Zeit zwinge ich die Besucher, mir beim Lesen zuzuhören. Dabei allerdings versuche ich, eine Atmosphäre zu schaffen, die echte Gefühle beim Zuhörer erzeugen soll. Es freut mich immer wieder, wenn Gäste Atemaussetzer verspüren, die aus purer Angst und Anspannung entstanden sind. Am Schluss mag ich vor dem Applaus das obligatorische: Puuuhh, war das spannend!

 

Warum hast du dich für tolino media entschieden?

Diese Frage lässt sich am leichtesten beantworten. Es war die außergewöhnliche Art, mit der man mir als „Jung“-Autor begegnete. Klar klappt beim ersten Buch noch nicht alles. Doch Fragen an den Support wurden in Windeseile, freundlich und kompetent beantwortet. „Hier werden Sie geholfen“, trifft bei Tolino media den Nagel förmlich auf den Kopf. Auch Änderungswünsche werden nicht auf die lange Bank geschoben. Alles funktioniert so, wie ich es selbst auch immer im Beruf gehalten habe: Erledige Dinge SOFORT und GRÜNDLICH. Dann hast du zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Du hast für morgen den Rücken frei und es bleiben dir zufriedene Kunden.

Weitere Informationen zum Autor des Monats H.C. Scherf findet ihr auf seiner Homepage und Facebook.

Unsere Autorin des Monats September: Kim Leopold

Autorin des Monats: Kim Leopold

Laura Kühbauch

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