Mit Hilfe der alten Maya-Götter in die Buchhandlung

Das eigene Buch in einer Buchhandlung zu sehen, am liebsten auf einem riesigen Stapel unter der Überschrift „Bestseller“, wahlweise „Unsere Empfehlung.“ Das ist der Traum vieler Autor*innen. Wie ich mir diesen Traum erfüllte? Über das passende Thema, meinen Andockpunkt zur Buchhandlung …

Schon für Verlagsautor*innen ist es schwierig, diesen Wunsch erfüllt zu bekommen, sofern sie keine Bestseller schreiben oder als potenzielle Bestseller gelten. (Am Erscheinungstag meines ersten Romans „Die Geliebte des Sarazenen“ habe ich acht der neun Buchhandlungen meiner Heimatstadt abgeklappert… fragt nicht! Nachdem ich vollkommen frustriert war, erzählte mir eine Freundin, dass sie es in der neunten Buchhandlung gesehen hatte. Als ich – bewaffnet mit Fotoapparat – dort ankam, war das einzige Exemplar bereits leider ausverkauft.)
Heute veröffentliche ich im Selfpublishing und es wurde nicht leichter… denn für uns Self Publisher*innen ist es eine noch größere Herausforderung, Buchhändler*innen für den eigenen Roman zu interessieren, denn zumeist haben wir weder Kataloge noch Vertreter*innen, die für uns werben. Außerdem müssen wir uns mit Vorurteilen über die Professionalität unseres Produkts auseinandersetzen.
Als Selfpublisherin muss ich meine eigene Vertreterin sein. Meiner Erfahrung nach gehört eine hohe Frustrationstoleranz dazu, Buchhändler*innen anzusprechen und ihnen einen Roman nahezulegen, der für einen selbst das Größte, für das Gegenüber jedoch nur einer unter 85.486 Titeln ist (so viele Bücher kamen 2016 auf den Markt).

Ich habe aber nicht aufgegeben und meinen Weg gefunden. Mein Tipp für euch:

Ihr habt es leichter, das eigene Buch für Buchhandlungen schmackhaft zu machen, wenn ihr einen Andockpunkt findet, der die Besonderheit eures Buches herausstellt.

Was meine ich damit?
Sucht euch eine Ausstellung, ein Ereignis, ein Jubiläum, zu dem gerade euer Buch wunderbar passt. Bei meinem Roman „Im Land des ewigen Frühlings“ war es die Ausstellung „Maya – Das Rätsel der Königsstädte“ im Historischen Museums der Pfalz Speyer und der Stadt Speyer. Nachdem ich Patricia Gentner von tolino media von der Ausstellung erzählte, regte sie an, dass ich dort fragen könnte, ob ich Flyer zu meinem Buch auslegen dürfte.
Sicherheitshalber nahm ich den ersten Kontakt per Mail auf, so ersparte ich mir – und meinem Gegenüber – mein nervöses Stottern am Telefon. Außerdem finde ich Absagen per Mail leichter zu ertragen als am Telefon.
Schon nach wenigen Tagen erhielt ich die Zusage, Werbematerial auslegen zu dürfen – und sogar noch mehr: die Kontaktdaten der Buchhandlung, die den Museumsshop führt.
Also schrieb ich eine weitere Mail und wartete ab – nach einigen unerfreulichen Erfahrungen mit Buchhändler*innen, denen ich meine Romane vorgestellt habe, erwartete ich nicht viel und wurde äußerst positiv überrascht:
Innerhalb einer Stunde bekam ich eine Antwort-Mail von der Buchhandlung Oelbermann GmbH. Zu meiner Riesenfreude orderten sie 10 Exemplare des Romans. Da ich mir sowieso die Ausstellung ansehen wollte, nutzte ich die Gelegenheit und brachte die Bücher persönlich im Shop vorbei.

Was kann ich sagen? Es ist ein tolles Bild, den eigenen Roman in einer Buchhandlung liegen zu sehen, vor allem auf einem Stapel.
Die spannende Frage allerdings war: findet der Roman auch seine Leser*innen? Interessieren sich Menschen, die die Maya-Ausstellung besuchen, für einen Familiengeheimnis-Liebesroman, der in Guatemala spielt? Ich setzte meine Hoffnungen darauf, dass die Eltern meiner Heldin auf der Suche nach einem verschollenen Maya-Tempel waren, was ein Symbol auf dem Cover andeutet.
Sechs Wochen, nachdem ich meine Bücher abgeliefert hatte, hatte ich nichts noch von der Buchhandlung gehört und nahm als Zweckpessimistin das Schlimmste an: Niemand will meine Geschichte kaufen …
Daher überlegte ich, bei der Buchhandlung anzurufen und anzubieten, die Restexemplare zurückzunehmen. In der Zeit, die ich brauchte, meinen Mut für diesen Anruf zusammenzusammeln, erhielt ich eine Mail aus Speyer mit der Bitte, weitere 20 Exemplare zu senden, weil das Buch sich gut verkauft.

Fazit: Schaut, wo ihr thematische Andockpunkte für eure Geschichten findet und stellt eure Bücher dort vor. Werbematerial, ein professionelles Cover, Lektorat und Korrektorat sollten selbstverständlich sein.

Ich wünsche euch viel Erfolg!

Mehr zu Christiane Lind auf christianelind.de und auf facebook.com/ChristianeLind/

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