Diana Mensching und Patricia Gentner Phantastik-Autoren-Netzwerk

Diana Menschig zum Phantastik-Autoren-Netzwerk

Seit einem Jahr engagiert sich das Phantastik-Autoren-Netzwerk e.V. – kurz PAN – für deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus dem Genre Fantasy, Science-Fiction und Horror. Was machen sie konkret für die Phantastik und deren AutorInnen? Ab wann werden endlich auch Selfpublisher aufgenommen? Und wie steht der Verein zum Thema eBook? Auf der Leipziger Buchmesse traf ich Diana Menschig, Vorstandsvorsitzende des PAN, und habe nachgefragt:

Welche Ziele verfolgt PAN, und wie setzen Sie diese um?

Einer unserer Schwerpunkte ist es, Informationen zu den diversen Themen zu kanalisieren, die für AutorInnen relevant sind. So ist Lena Falkenhagen  Ansprechpartnerin zu kulturpolitischen Fragen. Der Austausch untereinander ist wichtig, zum Beispiel in unserem Forum oder in der Facebook-Gruppe. Wir wollen aber nicht nur die digitale, sondern auch die persönliche Vernetzung fördern. Denn AutorInnen arbeiten die meiste Zeit für sich und kommen nur bei besonderen Veranstaltungen, wie Conventions oder Messen, weg von ihren Schreibtischen. Wir möchten dies stärken: mehr Networking mit Kollegen, mehr Austausch mit Branchenleuten und mehr Inspiration aus anregenden Gesprächen.

Im Vergleich mit anderen Autorenverbänden haben wir viele junge Autoren, wodurch viele neue Meinungen dazu kommen. Hier kommt auch unsere Nachwuchsarbeit zu tragen, denn Weiterbildung und Vernetzen ist vor allem für Jungautoren essentiell. So veranstalteten wir im Dezember 2016 ein zweitägiges Seminar in Zusammenarbeit mit der Phantastischen Akademie.

Als Phantastik-Autoren-Netzwerk stärken wir das Genre im Buchmarkt. Dies machen wir nicht nur durch Events, sondern wir planen eine Bestenliste der Phantastik. Diese Jury-gewählte Liste soll von der Qualität des oft noch belächelten Genres überzeugen und zeigen, dass es mehr gibt,  als nur Geschichten von Elfen und Orks.

 

Das waren schon einige Vorteile für Mitglieder des Vereins. Gibt es noch weitere?

Wie schon erwähnt, ganz entscheidend ist die Vernetzung zwischen AutorInnen. Hier ist das kommende Branchentreffen das Herzstück. Zum ersten Mal bieten wir hier auch Workshops von Branchenexperten. Bei den Diskussionen sollen Stimmen von außerhalb des Vereins zu Wort kommen, so spricht zum Beispiel der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann zu Gamification des Alltags. Und das kommt gut an: Wir haben 30 Prozent mehr Anmeldungen als im Vorjahr. Mitglieder erhalten dafür vergünstigte Tickets.

Wir unterstützen unsere Mitglieder auch bei der Vermarktung ihrer Bücher und, um in der Szene bekannter zu werden. Zum Beispiel organisieren wir Blogtouren und stellen neue Autoren auf unseren Social Media Seiten vor.

 

Das Konzept kommt gut an, und die Mitgliederanzahl steigt stetig. Ist es manchmal schwierig so viele Interessen zu vertreten? Ist eine Obergrenze an Mitgliedern vorgesehen?

Wenn es nach mir geht, ganz klar: Nein. Wir haben bereits nach einem Jahr über 100 Mitglieder davon 82 Autorinnen und Autoren. Aktuell stehen wir bei mehr als 130 Mitgliedern. Mein geheimer Wunsch wäre allerdings, dass wir uns zwischen  zwei- bis dreihundert Personen einpendeln

Derzeit ist eine Verlagsveröffentlichung Bedingung für die Aufnahme. Sie haben aber bereits letztes Jahr in einem Interview zur Gründung des Vereins angekündigt, dass es sich bei der Aufnahme von Selfpublishern nur noch eine Frage des „wann“ und vor allem des „wie“ sei. Was ist der aktuelle Stand?

Im April entscheidet die Mitgliederversammlung die Aufnahmekriterien neu. Die Aufnahme und vor allem die Auswahlkriterien und -verfahren werden hierbei neu diskutiert. Geplant ist, dass ein Ausschuss von zwölf Personen nach einem Regelkatalog nach Mehrheit entscheidet, welcher Autor aufgenommen wird. So stellt sich auch die Frage, ob mehrere Kurzgeschichten ausreichend sind und wie man die Qualität beurteilt – ist es vielleicht auch die Entwicklung eines Autors innerhalb von zwei Veröffentlichungen? Eine klare Absage kommt jedoch bei Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen und ähnlichen Konstrukten wie der verpflichtenden Mindestabnahme eigener Bücher.

 

Romantasy und andere Genremixes sind seit Jahren sehr beliebt. Wie klar ist die Genregrenze bei PAN gezogen? Fallen diese Genres überhaupt unter Phantastik für Sie?

Meine persönliche Definition ist eine praktische: Eine Geschichte gehört der Phantastik an, wenn der nicht realistische Anteil nicht erklärt wird. Spricht der Inspektor mit seinem Hund – nicht phantastisch. Antwortet der Hund und es wird als Hirngespinst des Inspektors entlarvt – nicht phantastisch. Antwortet der Hund und es gibt keine Erklärung – phantastisch.

Eine genauere Definition kann man auf unserer Webseite nachlesen.

Wir sind gerade auf der vom PAN organisierten Phantastik-Lounge und im April findet das 2. Branchentreffen statt. Wie wichtig sind diese Treffen oder ist die digitale Community bereits relevanter geworden für den Austausch?

Hier schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich beobachte die digitale Gesamtentwicklung der letzten zwei Dekaden kritisch. Der Druck auf AutorInnen durch Social Media wächst stetig, wir alle sollen überall aktiv und beliebt sein. Auf den ersten Blick sieht alles super aus, tatsächlich richtet sich der Blick der LeserInnen nur auf wenige Erfolgreiche.  Dabei gibt es viele Unsicherheiten, warum es manchmal klappt und mal nicht, letzten Endes ist viel Zufall dabei, zur richtigen Zeit ein gutes Posting zu schreiben. Aber es gibt auch so viele schöne Sachen, wie Lesecommunities. Hier können Autoren direkt herausfinden: Wer sind meine LeserInnen?

Für PAN sind beide Welten wichtig. Wir betreiben ein Forum, die rege genützte Facebook-Seite ist neben Emails unser Hauptinfokanal. Wichtig sind aber auch die persönlichen Treffen, wie zu Stammtischen, auf Messen oder dem Branchentreffen, denn wir verbringen so viel Zeit im stillen Kämmerlein.

 

Auf Ihrer Webseite steht, dass gerade in Zeiten des medialen Wandels hin zum eBook es für Sie wichtig sei, sich als eine gemeinsame Stimme von Autoren des selben Schwerpunkts zu äußern. Was ist Ihre Stellung zu der Digitalisierung?

Gerade dazu gibt es viele unterschiedliche Einzelmeinungen. Über dieses Thema haben wir bereits auf dem ersten Branchentreffen in Köln gesprochen, und die Diskussion wird auf dem zweiten Treffen in Berlin fortgesetzt,. Auch wenn ich es zum Beispiel wichtig finde, sich  gegen die eBook-Piraterie zu engagieren, ist die Abschätzung der Dimension noch zu unterschiedlich, um konkrete Initiativen zu ergreifen.

Herzlichen Dank, Diana Menschig, für das informative Interview und bis zum Branchentreffen!

Weitere Informationen zu PAN und dem Branchentreffen finden Sie hier auf der Webseite des Vereins.

Patricia Gentner

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