Postkarten von Anne Lux

Mit Postkarten zu Sichtbarkeit – Buchmarketing analog

Anne Lux hat vor kurzem ihren ersten Roman veröffentlicht, bereits wenig später ist er in den Bestsellerlisten platziert. Die Autorin von „Mitten im Sommer, mitten ins Herz“ berichtet in ihrem Gastbeitrag, wie sie sehr erfolgreich (auch) analog für ihr eBook wirbt.


Raus aus dem digitalen Dschungel, rein ins Leben: Warum ich (auch) mit klassischen Postkarten werbe

 

Eine Pinnwand voller Ansichts- und Visitenkarten, Fotos und Zeitungsausschnitte, ein Kühlschrank, „verschönert“ mit Stundenplänen und Zetteln mit Arztterminen – in vielen Wohnungen und Büros gibt es heute noch diese Art von „Erinnerungskultur“, trotz aller technischen Möglichkeiten, mit denen wir unseren Alltag „abspeichern“. Dinge, an die wir denken müssen oder wollen, hängen wir an diese Wände, aber oft auch Dinge, die uns optisch gefallen, die für kurze oder längere Zeit präsent bleiben, die sichtbar bleiben sollen.

Es war einige Wochen, bevor „Mitten im Sommer, mitten ins Herz“ erschien, mein allererstes E-Book. Wie vermutlich bei jedem Selfpublisher war das Stichwort „Sichtbarkeit“ fest in meinem Bewusstsein verankert: Das Buch muss in den Onlineshops und generell sichtbar werden, sonst wird es gnadenlos untergehen in der Flut aus Neuerscheinungen. Facebookwerbung, Gewinnspiele, Leserunden, Preisaktionen – all das hatte ich deshalb fest eingeplant, auch finanziell, und das alles setze ich auch um. Irgendwann vor dem Erscheinungstermin fiel mein Blick jedoch auf meine Büro-Pinnwand mit all den schönen Karten und Bildern und ich beschloss, dem Buch auch noch auf andere Weise Sichtbarkeit zu verleihen, ganz klassisch, ganz analog – mit Postkarten.

 

Karten statt Klicks – was soll das bringen?

Die Frage ist natürlich berechtigt. E-Books werden nun mal vor allem im Internet gesucht, gefunden und gekauft. Was soll da eine gedruckte Postkarte ausrichten? Schaltet man Werbung bei Facebook, lassen sich alle Likes und Kommentare genauestens abzählen. Wird ein Buch im Newsletter eines Onlineshop beworben und steigen danach die Verkäufe rasant an, ist davon auszugehen, dass da ein Zusammenhang besteht. Aber was können Postkarten?

  • Postkarten sorgen für Präsenz. Durch die Postkarten wird das Buch, vor allem wenn das Cover als Motiv verwendet wird, sichtbar. Sichtbar im ganz eigentlichen Sinn. Es ist zu SEHEN. Ohne dass man danach sucht. Es liegt auf Theken von Cafés, in Kartenhaltern in Kneipen, in Briefkästen, in Geschäften neben der Kasse. Das Buch taucht im öffentlichen Raum auf – und das ist nicht das Schlechteste, was einem E-Book (zumal dem einer gänzlich unbekannten Autorin, wie ich es bin) passieren kann. Denn anders als ein gedrucktes Buch hat es keine Chance, irgendwann einmal im Regal einer Bibliothek oder einer Buchhandlung zu stehen.
  • Postkarten sind wie Visitenkarten. Wenn ich Menschen von meinem Buch erzähle (und das habe ich in den letzten Wochen oft getan), ist eine der ersten Fragen immer: „Ah cool, wie heißt das noch mal?“ Bevor ich dann den Titel buchstabiere oder das briefmarkengroße Cover auf meinem Telefon zeige – überreiche ich ein paar Postkarten (ein paar, damit einige weiterverteilt werden 🙂 . Darauf steht alles, was man wissen muss: Meine Erfahrung: Die Karte kommt immer gut an. Weil sie schön aussieht und gut verstaut werden kann. Die Voraussetzung: Man muss Menschen kennen, mit Menschen sprechen und diesen von dem Buch erzählen – das schafft jeder. Und vielen Menschen, gerade solchen, die wie ich keine Digital Natives sind, gefällt diese Art der Werbung mehr als ein reißerischer Post auf Facebook.

 

Wie viel soll ich dafür ausgeben?

Für jeden ist es erschwinglich, Postkarten in guter Qualität bei einer Onlinedruckerei fertigen zu lassen. Ich habe zunächst 2500 Postkarten drucken lassen und dafür knapp 60 Euro gezahlt.

 

Welches Motiv nehme ich für die Karte?

Innerhalb weniger Sekunden entscheiden Menschen in Buchläden, ob ihnen ein Cover gefällt oder nicht. Bei der Postkarte ist es genauso – spricht sie spontan an, wird sie mitgenommen. Für die Karte zu „Mitten im Sommer, mitten im ins Herz“ habe ich ganz einfach das Coverbild verwendet: junge Frau mit Sonnenschirm, die Farben gelb und blau, fluffige Schreibschrift. Ein schönes Sommermotiv, grafisch professionell (!) gemacht, ein bisschen Vintagelook. Wichtig also: Das Abgebildete sollte möglichst vielen Menschen der Zielgruppe gefallen – so gut, dass sie die Karte sogar verschicken würden. Dazu auf der der Rückseite ein dezenter (!) Hinweis auf die Autoren-Homepage und dass es sich um einen Roman handelt, fertig. Extremere Abbildungen wie blutüberströmte Messer oder SM-Bilder haben es natürlich deutlich schwerer – und lassen sich schwer beim Bäcker ums Eck auf der Theke platzieren.

 

Wo soll ich die Postkarte auslegen?

Überall, wo sich die potenzielle Zielgruppe aufhält! Und diese Orte werden zahlreicher, wenn das Motiv nicht zu sehr „special interest“ ist, sondern den Geschmack vieler Menschen trifft (klingt langweilig, ist aber so.) Meine Karten liegen derzeit hundertfach in ganz München verteilt, in netten Cafés und Kneipen, an den Theken von Frauenfitnessstudios, in Briefkästen, in Bäckereien, in Friseurläden, in Arztpraxen und und und. Es gibt unglaublich viele Orte, wo sich die potenziellen Leser-/innen eines Unterhaltungsroman aufhalten. Wichtig: Immer erst fragen, dann auslegen! Meiner Erfahrung nach sind die meisten Laden- oder Cafébesitzer sehr offen und freundlich, wenn man sein Anliegen schildert, und erlauben fast immer die Verteilung der Karten. Wenn diese denn, ich kann es nicht oft genug sagen, gut aussehen!

 

So – und was bringt es es letztendlich wirklich?

Wie gesagt – mit (Verkaufs-)Zahlen kann ich nicht aufwarten. Nur mit dem leisen Kribbeln, das sich einstellt, wenn man ein Café betritt, in dem man einen Stapel Karten abgelegt hat. Mit der leicht hysterischen Freude, wenn man sieht, dass nur noch EINE Karte von 100 übrig ist und sich von der Kellnerin dreimal versichern lässt, dass dieser Zustand auf „natürlichem Wege“ eingetreten ist. Mit dem befriedigenden Gefühl, wenn man noch einmal einen dicken Packen hinlegt und weiß: Die Karte gefällt. Jemand hat Freude damit. Verschenkt sie vielleicht weiter. Am wichtigsten aber bleibt : Mein Buch ist sichtbar!

Anne Lux lebt in München und arbeitet in der Öffentlichkeitsarbeit.
2016 erschien mit „Mitten im Sommer, mitten ins Herz“ ihr erster Roman.

www.facebook.com/Anne-Lux-455547487982445/

www.anne-lux.de

GastautorIn
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4 thoughts on “Mit Postkarten zu Sichtbarkeit – Buchmarketing analog

  1. … eine interessante Idee.
    Wenn ich mir Cafes, Arztpraxen, etc überlege – wo man eben warten muss – wäre vielleicht auch ein kleiner Flyer (4-6 Seiten) mit einer Leseprobe interessant, am Schluss ein Hinweis auf den Download des Buches. Denn die meisten haben ja ein Handy dabei…
    Viel Glück und weitere gute Verkaufszahlen.

  2. Ich finde Flyer und Postkarten großartig! Leider hab ich nicht ganz so gute Erfahrung gemacht. Wenn man nicht aufpasst, kann es auch ganz schön ins Geld gehen. Ich habe in zielgruppen-nahen Lokalen Werbemittel ausgelegt und natürlich vorher angefragt. Was der Mitarbeiter nicht gesagt hatte, war, dass die Werbeplätze verkauft waren. Entsprechend hab ich eine Nachricht der Werbefirma bekommen, dass sie mir eine entsprechende Gebühr berechnen würden. Konnte ich aufklären. Auch von Postkartenständern sollte man sein Material fernhalten. Die Firmen interessiert es nicht sonderlich, ob man selbst oder jemand anderes den Stapel Postkarten da mit zusortiert. Es stimmt allerdings, dass die meisten Leute nett reagieren. Umso enttäuschter war es, dass gerade in den zwei besten Lokalitäten die Ladenbesitzer sehr genervt waren und einer meinen Stapel Postkarten demonstrativ in den Müll geworfen hat. Auch damit muss man rechnen, dass man eventuell Material verschwendet. Vorsicht ist auch bei öffentlichen Veranstaltungen etc. angesagt. Da macht man sich als kleiner Autor keinen Kopf drum, wie die Bürokratie dort geartet ist und ob man am Ende eine Rechnung für Müllbeseitigung bekommt. Flyer für einen studentischen Erfahrungsroman durfte ich an der Uni nicht einfach irgendwo anpinnen, sondern hätte mir gegen eine (für mich) saftige Gebühr die Erlaubnis kaufen müssen, an einer bestimmten Stelle zu einer bestimmten Zeit Werbematerial verkaufen zu dürfen. Man agiert halt nicht als Student oder Privatperson, sondern ist gewerblich unterwegs! Also meine Erfahrung: Die Druckkosten sind sehr verlockend, die möglichen Folgekosten, um das Material verteilen zu dürfen, gehen richtig ins Geld.

  3. Wenn keine Kommentare oder Diskussionen erwünscht sind, dann schaltet die Funktion doch ab, anstatt den Autoren Zeit zu rauben und dann einen Erfahrungsbericht nicht zuzulassen, weil er einen nicht ganz so euphorischen Blick hat wie euer Beitrag!

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